Weihnachtsmärkte: Weihnachtsmärkte suchen Kunsthandwerk

Bald nur noch Glühwein und Bratwurst? Personalmangel und Corona-Nachwehen erschweren die Suche nach besonderen Angeboten auf Weihnachtsmärkten. Und es gibt noch andere Herausforderungen.

Für die Veranstalter von Thüringer Weihnachtsmärkten wird es immer schwieriger, ein abwechslungsreiches Angebot zu finden. „Leider verzeichnen wir Rückläufe bei den Bewerbungen für Kunsthandwerk und kreative Eigenprodukte“, sagt etwa Anja Schultz von der Erfurter Stadtverwaltung. Ähnliche Herausforderungen werden auch aus Jena, Weimar und Gera gemeldet: Überall werde es schwieriger, Kunsthandwerker und spezialisierte Händler zu finden, die Besuchern außergewöhnliche Produkte bieten. Bei manchen Anbietern mache sich der Fachkräftemangel bemerkbar, andere hätten sich bis heute nicht von den Folgen der Corona-Krise erholt. Einzig in Suhl spielen diese Probleme einem Sprecher zufolge bisher keine Rolle.

„Da der Jenaer Weihnachtsmarkt vier Wochen lang veranstaltet wird, ist die personelle Absicherung stets eine Herausforderung für die Standbetreiberinnen und Standbetreiber“, teilten etwa Oliver Klinke und Daniel Illing von JenaKultur mit. Absagen aufgrund Personalmangels habe es zwar bisher in Jena nicht gegeben. Allerdings schlössen sich Händler immer öfter zu einem gemeinsamen Stand zusammen, um genug Personal für die Dauer des Markts aufbringen zu können. 

Während es auch in Erfurt, Jena und Weimar aufgrund von Personalengpässen bei den Hüttenbetreibern noch zu keinen Einschränkungen im Angebot gekommen ist, spielten in Gera Absagen durch Krankheit oder Personalmangel durchaus eine Rolle, hieß es. Auch hier seien vor allem kunsthandwerkliche Angebote betroffen, bei denen die Eigentümer oft selbst verkauften oder nur über eine dünne Personaldecke verfügten.

„Wechselhütten“ und „Pop-Up“-Modelle

Die Unterstützung und die Kontaktpflege zu Händlern würden darum immer wichtiger, so die Sprecher. Um besonders der kreativen Branche entgegenzukommen, gibt es unter anderem auf den Weihnachtsmärkten in Gera und Weimar die Möglichkeit, Hütten mit wechselndem Angebot zu bespielen: So könnten Kunsthandwerker in der „Weimarer Wechselhütte“ an maximal fünf aufeinanderfolgenden Tagen ihre Produkte anbieten, erklärt ein Sprecher. In der „Vereinshütte“ könnten sich täglich wechselnd Vereine präsentieren und Produkte auf Spendenbasis anbieten. In Gera wird mit einer „Pop-Up“-Hütte ein ähnliches Konzept verfolgt. Hier können Interessenten tageweise kostenfrei Kunsthandwerk, regionale Spezialitäten, Geschenkideen oder Kurse anbieten. 

Bei manchen Weihnachts-Themen gibt es aber erfreuliche Entwicklungen: So spielt etwa der Verzicht auf Beleuchtung, der während der Energiekrise Thema war, dieses Jahr keine Rolle. Unter anderem setzt die Stadt Weimar explizit auf eine umfassende weihnachtliche Beleuchtung, um Gäste anzuziehen, in diesem Jahr werde erstmals auch der Frauenplan illuminiert, erklärt eine Sprecherin.

Klimawandel und Käferbefall

Eine besondere Herausforderung ergab sich in diesem Jahr für den Erfurter Weihnachtsmarkt: Dort habe sich die Suche nach einem geeigneten Weihnachtsbaum extrem schwierig gestaltet, hieß es aus der Stadtverwaltung. In vier Wäldern seien zehn Bäume begutachtet worden. Dabei sei deutlich geworden, in welch schlechtem Zustand sich die Thüringer Wälder durch den Borkenkäferbefall und den Klimawandel befänden. Der Weihnachtsbaum auf dem Domplatz sei zwar eine Tradition, an der die Stadt festhalten wolle. „Dennoch müssen wir als Veranstalter und Landeshauptstadt hinterfragen, zu welchem Preis wir einen gesunden Baum fällen“, so Schultz.