Giftpilze verzehrt, Haushaltsreiniger geschluckt, Tabletten verwechselt – in solchen Fällen ist der Giftnotruf Erfurt gefragt. Die gemeinsame Einrichtung von vier Bundesländern besteht seit 30 Jahren.
30 Jahre nach der Gründung des gemeinsamen Giftinformationszentrums mehrerer ostdeutscher Bundesländer haben die dort tätigen Fachleute rund 566.000 Anfragen zu Vergiftungsgefahren bearbeitet. Nach Angaben des Thüringer Gesundheitsministeriums stieg die jährliche Zahl der Beratungen von 5.000 im Gründungsjahr auf zuletzt rund 28.300. Die Länder Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern hatten das Zentrum mit Sitz in Erfurt zu Jahresbeginn 1994 gegründet. Es ist unter dem Giftnotruf 0361-730730 erreichbar.
Das Zentrum berät Verbraucher, Rettungsdienste, Ärzte, Tierärzte und private Tierhalter beim Verdacht auf Vergiftungen. Die Beratung übernimmt ein Team aus Medizinern und Apothekern. Besonders gefragt ist deren Rat etwa in der Pilzsaison im Herbst. Aber auch Risiken durch bestimmte Nahrungsergänzungsmittel sind ein Thema. Am häufigsten wird der Giftnotruf nach früheren Angaben bei Vergiftungen im Haushalt kontaktiert.
Durch die begleitende Auswertung und Nachverfolgung von Vergiftungsfällen trage das Zentrum entscheidend zur Prävention und Verbesserung der Behandlung von Vergiftungen bei, würdigte Thüringens geschäftsführende Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) anlässlich einer Fachtagung die Arbeit des Zentrums.
Die Kosten für die Ausstattung des Giftinformationszentrums übernehmen die Trägerländer, der Anteil richtet sich nach der Bevölkerungszahl. Auf Thüringen beispielsweise entfallen rund 260.000 Euro. Weitere Giftinformationszentralen gibt es in Berlin, Mainz, Göttingen, München und Freiburg.