Diesen Lauf an der Elbe hätte es vor 35 Jahren nicht geben können. Erst die Grenzöffnung im Herbst 1989 hob die Trennung von Ost und West auf. Ein Glücksfall, findet auch Regierungschefin Schwesig.
Mit ihrer Teilnahme am grenzüberschreitenden Lauf von Boizenburg nach Lauenburg haben die Regierungschefs von Mecklenburg-Vorpommern und Schleswig-Holstein, Manuela Schwesig (SPD) und Daniel Günther (CDU), an den Mauerfall vor 35 Jahren erinnert. Beide reihten sich am Jahrestag der Grenzöffnung in die Schar der Läufer ein, die die zwölf Kilometer lange Strecke entlang der Elbe in Angriff nahmen. Im Norden hatte die Grenzöffnung allerdings erst Tage nach dem Fall der Mauer in Berlin schrittweise begonnen.
Der 9. November stehe für einen der schönsten Tage in der deutschen Geschichte, betonte Schwesig. Nach Jahrzehnten der Teilung habe sich die innerdeutsche Grenze, beginnend in Berlin, wieder geöffnet. „Die Bilder von den auf der Mauer feiernden Menschen und den Trabi-Kolonnen an den Grenzübergängen berühren uns noch heute. Dieser Tag zeigt uns, was möglich ist, wenn Menschen zusammenstehen und für Freiheit und Demokratie eintreten“, wird die Ministerpräsidentin in einer Mitteilung zitiert.
Im Norden trennte die insgesamt etwa 1.400 Kilometer lange innerdeutsche Grenze Mecklenburg mit den Bezirken Rostock und Schwerin von Schleswig-Holstein und teilweise Niedersachsen auf 231 Kilometern Länge. Seit 2018 trifft sich Schwesig jeweils am 9. November mit ihrem Kieler Amtskollegen Daniel Günther in Orten entlang der früheren Trennlinien, um an die Grenzöffnung zu erinnern.
Das große Glück, heute in Frieden, Freiheit und Demokratie in einem vereinten Deutschland leben zu können, sei vor allem den Menschen in Ostdeutschland zu verdanken. „Sie haben im Herbst 1989 mit ihrem friedlichen Protest die SED-Diktatur und die Mauer zu Fall gebracht“, rief Schwesig in Erinnerung. Das habe viel Mut erfordert, denn niemand habe wissen können, ob er abends nach Hause zurückkehre oder im Stasi-Knast lande. „Der Mut der Ostdeutschen vor 35 Jahren war das Beste, was Deutschland passieren konnte.“
Doch Schwesig erinnerte zugleich daran, dass der 9. November auch für großes Leid stehe. „Am 9. November 1938 wurden im nationalsozialistischen Deutschland Synagogen angezündet, jüdische Einrichtungen zerstört, Jüdinnen und Juden gedemütigt, angegriffen und ermordet. Dieser Tag mahnt uns, Rechtsextremismus und Antisemitismus entschieden entgegenzutreten“, betonte Schwesig. Heute und am Sonntag wollen die Menschen an zahlreichen Orten im Norden an den 9. November 1938 erinnern.