Die Handballer machen mit einem starken Auftritt gegen die Schweiz Appetit auf die WM im Januar. Der Bundestrainer hat bei der Kadernominierung die Qual der Wahl.
Nach dem glanzvollen Start der deutschen Handballer in die EM-Qualifikation erklärte Alfred Gislason die anstehende Pflichtaufgabe in der Türkei zum letzten WM-Casting. „Natürlich spielt die WM-Nominierung im Hinterkopf eine Rolle. Einige Spieler, die momentan fehlen, haben sicher gute Karten, bei der WM dabei zu sein. Die Spieler, die jetzt dabei sind, sollen sich zeigen und Druck auf die gestandenen Spieler machen“, sagte der Bundestrainer vor dem Trip nach Ankara: „Da zählt jede gute Leistung.“
Die Partie am Sonntag (15.10 Uhr/ARD) ist der letzte Auftritt der DHB-Auswahl, bevor Gislason im Dezember sein Aufgebot für die Weltmeisterschaft im Januar 2025 nominiert. Das Gerüst steht natürlich, aber einige Plätze im Kader für die Endrunde in Dänemark, Kroatien und Norwegen sind noch vakant.
„Es ist viel Konkurrenzkampf in der Nationalmannschaft. Das ist gut so, denn es pusht jeden ans Maximum und quetscht die letzten Prozente heraus. Jetzt ist die Phase, wo jeder sich anbieten kann“, sagte Regisseur Luca Witzke und gab für das Türkei-Spiel die Marschroute vor: „Wir wollen uns weiter einspielen und die Jungs, die zuletzt nicht so oft dabei waren, weiter in die Abläufe mitnehmen, damit wir als Team wachsen.“
DHB-Team erhält Schub durch Olympia-Silber
Das gelang beim überzeugenden 35:26-Sieg gegen die Schweiz bereits gut. Die Abwehr mit einem starken Andreas Wolff im Tor stand trotz des Ausfalls von Julian Köster über weite Phasen sicher und im Angriff überzeugte die Mannschaft auch ohne den verletzten Top-Spielmacher Juri Knorr mit viel Spielfreude. „Wir haben als Team funktioniert und konnten phasenweise dort weitermachen, wo wir bei Olympia aufgehört haben. Wir sind in der Lage, konstant ein hohes Niveau abzurufen“, resümierte Witzke.
Der starke Auftritt vor 12.721 Fans war ein Beleg dafür, dass die DHB-Auswahl weiter gereift ist und das Selbstvertrauen und Selbstverständnis der Spieler durch Olympia-Silber zugenommen haben. „Olympia hat uns als Mannschaft weitergebracht“, sagte Kapitän Johannes Golla.
Das sieht auch Gislason so. „Die Entwicklung ist sehr positiv. Die Breite im Kader wird immer besser“, stellte der Bundestrainer zufrieden fest. Und Linksaußen Lukas Mertens vom deutschen Meister SC Magdeburg befand: „Man sieht, wir sind sehr breit aufgestellt und haben genügend Topleute, auch wenn Knorr und Köster fehlen. Um die Zukunft muss man sich in Handball-Deutschland keine Sorgen machen.“
Sieg in der Türkei ist Pflicht
Diese Einschätzung soll gegen die Türkei untermauert werden. „Wir reisen als Favorit dorthin und wollen eine gute Leistung zeigen, um den nächsten Schritt in Richtung EM zu machen“, formulierte Golla das Ziel. Und Rückraumspieler Sebastian Heymann ergänzte: „Wir wollen ähnlich souverän auftreten und die nächsten zwei Punkte holen, auch wenn uns dort mit Sicherheit eine heiße Atmosphäre erwartet.“
Ein Selbstläufer wird die Aufgabe aber sicher nicht. „Wenn die Türken in Stimmung kommen, läuft bei ihnen fast alles, wenn man es zulässt. Wir müssen also aufpassen“, mahnte Gislason und forderte: „Es ist wichtig, dass wir genauso konzentriert agieren wie gegen die Schweiz.“