Derselbe Preis, ein anderer Titel: Erstmals wird der frühere Hans-Thoma-Preis als Landespreis für Bildende Kunst verliehen. Debütantin ist eine Künstlerin, die schon oft geehrt wurde.
Die Berliner Bildhauerin und Multimedia-Künsterlin Nevin Aladağ erhält den neuen Landespreis für Bildende Kunst 2025, bislang auch bekannt als Hans-Thoma-Preis. Die mit 25.000 Euro verbundene Auszeichnung würdige ihr künstlerisches Wirken zu Themen wie Herkunft und Identität, teilte das Wissenschaftsministerium mit.
Aladağ wurde den Angaben nach im türkischen Van geboren, sie zog kurz darauf nach Stuttgart, wuchs dort auf und studierte an der Akademie der Bildenden Künste in München. Die 52-Jährige hat derzeit eine Professur für Skulptur in Bewegung an der Hochschule für Bildende Künste in Dresden inne. 2017 nahm sie an der documenta 14 und der 57. Biennale in Venedig teil. Schon mehrfach wurde Aladağ für ihr Schaffen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Ernst Rietschel Kunstpreis der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden/Albertinum.
„Nevin Aladağ gilt als Wegbereiterin neuer künstlerischer Positionen, sie ist eine der einflussreichsten Künstlerinnen des Landes“, würdigte sie Kunststaatssekretär Arne Braun (Grüne). „Immer wieder schafft sie es, das Publikum durch Perspektivwechsel und Vielseitigkeit zu überraschen.“ Oft lässt Aladağ in ihre intermedialen Arbeiten Klangelemente und Musik einfließen, sie verarbeitet Ornamente und Textilien zu neuen Werken und beleuchtet so Begriffe wie Tradition und Herkunft. „Damit sind die Themen ihres Arbeitens hochaktuell und gesellschaftsrelevant“, würdigte sie das Ministerium.
Die Auszeichnung wird alle zwei Jahre verliehen und soll am 20. Juli 2025 in Bernau im Schwarzwald überreicht werden. Sie gilt als bedeutendster Kunstpreis des Landes Baden-Württemberg.
Der bisherige „Hans-Thoma-Preis für Bildende Kunst“ war umbenannt worden, nachdem Forschungen gezeigt hatten, dass der 1839 in Bernau geborene Maler Ansichten vertrat, die aus Sicht des Landes im Widerspruch zur Ausrichtung des Preises stehen. Demnach verkörperte er ein „völkisch, antimodernes Weltbild“ und äußerte sich auch antisemitisch. Thoma (1839–1924) war der Lieblingsmaler der Deutschen im 19. Jahrhundert und Direktor der Kunsthalle Karlsruhe.