Fünfte Jahreszeit: Karnevalsvereine haben weiter hohen Zulauf von Kindern

Ein Standbein der Karnevalsvereine in Sachsen-Anhalt sind die Kinder und Jugendlichen als Mitglieder. Aber auch die Vorstände verjüngen sich.

Die Karnevalsvereine in Sachsen-Anhalt haben einen ungewöhnlich hohen Zulauf an Kindern und Jugendlichen. „Das hat natürlich damit zu tun, dass die Angebotspalette im Bereich Tanz sehr groß ist“, sagte der Präsident des Karneval Landesverbandes Sachsen-Anhalt, Dirk Vater, der Deutschen Presse-Agentur. „Durch den Zuspruch im Kinder- und Jugendbereich stiegen die Mitgliederzahlen schätzungsweise um 1000 auf insgesamt rund 19.000 Mitglieder.“ Mittlerweile sei das Verhältnis 52 Prozent Jugendliche zu 48 Prozent Erwachsene.

„Etwa zehn Prozent der Vereine haben mittlerweile Anmeldestopps, weil sie sagen, das bewältigen wir nicht mehr, weil es vom Trainerpotential nicht abgedeckt werden kann. So gerne wir alle Kinder und Jugendlichen in unseren Reihen haben, aber sie müssen eben auch von einem Fachpersonal betreut werden“, sagte Vater. Außerdem sei das Ganze auch eine Frage der Finanzierung. „Jedes Tanzmädchen und jeder Tanzjunge, den die Vereine aufnehmen, muss für öffentliche Auftritte eingekleidet werden.“

Ruf nach mehr Anerkennung

Der Präsident würde sich etwas mehr Anerkennung bei den Entscheidungsträgern wünschen. „Karneval beschränkt sich nicht nur auf das Feiern mit winken und trinken, sondern ist in den Vereinen eine ganzjährige Arbeit“, sagte Vater.

Derzeit gibt es in den Vereinen einen Generationswechsel. „Viele Karnevalisten in den Vorständen sind im Rentenalter und Jüngere rücken nach. Natürlich verändert sich dadurch etwas das Wesen des Karnevals, denn die Jüngeren haben andere Ideen“, sagte Vater. Beispielsweise gehe es bei vielen Vereinen weg von der klassischen Sitzung mit Elferrat, Garde und Einmarsch hin in Richtung Unterhaltung.

„Manche Vereine verzichten auch auf einen Elferrat und die einzelnen Programmnummern werden auf der Bühne von einem Moderator angesagt. Oder es gibt Büttenreden, die mit Musik und neuen Videotechniken untersetzt sind. Und das Ganze geht dann auch weg von der gereimten Form der Büttenrede. Das ist dann mehr Comedy und eine Aneinanderreihung von Witzen“, sagte Vater.

Keine Austritte aus Vereinen

In diesem Jahr gab es landesweit keine Austritte. Das Durchschnittsalter der Mitglieder in den Vereinen beträgt 42 bis 43 Jahre. Vor fünf Jahren lag es noch bei 45 bis 48 Jahren. Den demografischen Wandel spürt man auch in der Besetzung der Elferräte. Vor etwa 20 Jahren war das noch eine reine Männerdomäne. Heute sind Männer und Frauen dabei.

Die Finanzierung der Vereine erfolgt hauptsächlich durch Sponsorengelder. „Förderprogramme oder staatliche Leistungen gibt es im Karneval sehr wenig. Wobei die Vereine darauf hinweisen, dass es in der Wirtschaft mittlerweile eine spürbare Zurückhaltung gibt“, sagte der Präsident.

Explodierende Kosten

„In Halle steht der Rosenmontagsumzug vor einer ungewissen Zukunft“, sagte der Präsident des Halle-Saalkreis Karneval Verein, Ingo Küßner, mit Blick auf den 3. März 2025. „Explodierende Kosten sind der Hauptgrund. Erwartet werden Gesamtkosten von 13.000 bis 14.000 Euro. Wir hoffen dringend auf die Hilfe von der Stadt Halle. Die über 50 Vereine mit mehr als 1.400 Teilnehmern zahlen zwar eine Startgebühr, die ist aber nicht ausreichend. Eine Erhöhung können sich viele Teilnehmer nicht leisten und würden dem Umzug fernbleiben.“

Im Landesverband sind derzeit 185 Vereine organisiert.