Radikale Zeiten erfordern radikale Maßnahmen – nach Trumps Wahlsieg geht die noch recht junge 4B-Frauenbewegung auf TikTok viral.
Mit Donald Trump kehrt auch die Frauenfeindlichkeit offiziell ins Weiße Haus zurück. Seine lange, und gut dokumentierte Geschichte frauenfeindlicher Bemerkungen und sexueller Belästigung hielt Wählerinnen offensichtlich nicht davon ab, ihm ihre Stimme zu geben: Besonders weiße US-Amerikanerinnen stimmten – wie schon 2016 und 2020 – mehrheitlich für Trump. Junge Frauen hingegen wählten überwiegend Harris. Sie sind es auch, die nach Trumps Sieg auf TikTok in teils millionenfach angeschauten Videos Amerikas Frauen dazu aufrufen, sich der 4B-Bewegung anzuschließen.
Die Bewegung entstand in Südkorea und trendet nun auf TikTok
Die Bewegung basiert auf einem einfachen, aber radikalen Prinzip: Frauen wenden sich von Männern ab – kein Dating, kein Sex, keine Ehe, keine Kinder. Vier Begriffe, die im Koreanischen mit dem Buchstaben B beginnen. Die Bewegung entstand ursprünglich 2018 in Südkorea als Protest gegen die Verbreitung heimlich gefilmter Videos, die Frauen beim Sex oder auf öffentlichen Toiletten zeigten. Mit Masken und Sonnenbrillen gingen hunderte Frauen auf die Straße – viele von ihnen mit einem zweiten Set Kleidung, um das Risiko zu verringern, nach der Demonstration wiedererkannt und belästigt zu werden.
Über die tatsächliche Größe und Bedeutung der Bewegung in Südkorea wird auf TikTok heftig diskutiert – einige Nutzer sehen in ihr eine Erklärung für die niedrige Geburtenrate des Landes. Südkorea hat mit 0,7 Kindern pro Frau eine der niedrigsten Geburtenraten weltweit. Die Gründe dafür sind allerdings eher in der starken Arbeitsbelastung und den hohen Lebenshaltungskosten zu finden. Viele Menschen können sich Kinder schlichtweg nicht leisten. Allerdings spielen auch gesellschaftliche Umstände durchaus eine Rolle: Die Zustimmung zur Ehe sank bei jungen Frauen in den letzten Jahren massiv, von mehr als der Hälfte in 2008 auf 27,5 % im Jahr 2022. Das ergaben Befragungen der koreanischen Statistikbehörde.
Südkoreas Präsident kritisiert 4B
Harsche Kritik an 4B kam wenig überraschend in erster Linie von Männern. Südkoreas konservativer Präsident Yoon Suk Yeol etwa gab Frauen kurzum die Schuld an der wirtschaftlichen Schieflage des Landes. Differenziertere Kritiker fürchten, dass die Loslösung von einer Hälfte der Gesellschaft die Gräben eher vertiefen werde.
Noch ist offen, ob die Bewegung in den USA an Fahrt gewinnt. Angesichts einer Präsidentschaft, bei der das Recht von Frauen, über ihren Körper zu bestimmen, eine zentrale Rolle spielen dürfte, ist aber davon auszugehen.