In den USA haben die Wählerinnen und Wähler am Tag der US-Präsidentschaftswahl auch über die künftige Zusammensetzung des US-Kongresses entschieden. In hunderten Bundeswahlkreisen stimmten sie am Dienstag darüber ab, wer künftig die Mehrheit in den beiden Parlamentskammern stellt – und damit darüber, wie einfach oder schwer der künftige Präsident seine Vorhaben durchsetzen kann.
Im Repräsentantenhaus standen alle 435 Sitze zur Wahl, im Senat wurden 34 von 100 Mitgliedern neu gewählt. Genau wie bei der Präsidentschaftswahl sah es auch in den Umfragen zum Votum über Ober- und Unterhaus nach einem knappen Ausgang aus. Die Republikaner haben demnach gute Chancen, die Kontrolle über den von den Demokraten kontrollierten Senat zu übernehmen – beim Repräsentantenhaus ist der Ausgang völlig offen.
Bislang halten die Demokraten eine hauchdünne Mehrheit von 51 zu 49 Sitzen im Senat. Als erstes Ergebnis der Senatswahl meldeten die US-Sender den erwarteten Sieg des Republikaners Jim Justice in West Virginia, der auf den freiwerdenden Sitz von Joe Manchin rücken wird. Sie bräuchten somit nur noch einen weiteren Zugewinn, um nach vier Jahren in der Minderheit wieder den Senat zu kontrollieren.
Chancen rechnen sich die Republikaner ansonsten vor allem in Montana aus, aber auch in Ohio, Wisconsin, Pennsylvania und Michigan. Die Demokraten hoffen auf Gewinne in Texas und Florida – das scheint aber unwahrscheinlicher als die republikanischen Ambitionen.
Sollten die Republikaner alle auf der Kippe stehenden Sitze erobern, hätten sie eine Mehrheit von 55 zu 100 Senatoren und damit zahlreiche Möglichkeiten, auch bei einem Wahlsieg der demokratischen Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris ihre innenpolitischen Pläne zu blockieren.
„Unsere letzten Einschätzungen zeigen, dass 52 Sitze sicher, wahrscheinlich oder tendenziell republikanisch sind und 48 Sitze sicher, wahrscheinlich oder tendenziell demokratisch“, erklärte das Center for Politics der Universität von Virginia.
Wer im Repräsentantenhaus die Mehrheit haben wird, könnte unterdessen erst Tage nach der Wahl feststehen. Kopf-an-Kopf-Rennen werden in New York und Kalifornien erwartet. Die Demokraten sind im Unterhaus bislang in der Minderheit, doch müssten sie hier wenige Sitze hinzugewinnen, um die Mehrheit zu erobern. Das Rennen um das Repräsentantenhaus bleibe „so knapp wie eh und je“, hieß es in der Wahlprognose des Cook Political Report.