Kurz vor der US-Präsidentschaftswahl liegen der Republikaner Donald Trump und die demokratische Kandidatin Kamala Harris in den Umfragen weiterhin so eng beieinander, dass der Ausgang des Rennens nicht vorhersehbar ist. Eine am Sonntag veröffentlichte Umfrage der „New York Times“ und des Siena Instituts sieht Harris zwar in vier der sieben wichtigen Swing Staates vorn – allerdings verlor die Vizepräsidentin im besonders wichtigen Pennsylvania an Zustimmung.
Der Abstand zwischen beiden Kandidaten in den Umfragen ist so gering, dass er innerhalb der üblichen Fehlerquote liegt. Dennoch sagte Trump sich selbst am Sonntag einen „Erdrutschsieg“ voraus, während Harris verkündete, „der Schwung ist auf unserer Seite“.
Im Endspurt des US-Präsidentschaftswahlkampfs umwarb Harris am Sonntag arabischstämmige Wähler, während Trump auf düstere Rhetorik setzte. Im wichtigen Swing State Michigan sagte Harris bei einem Auftritt, im Falle ihres Wahlsiegs werde sie „alles in meiner Macht stehende tun, um den Krieg im Gazastreifen zu beenden“.
Viele arabischstämmige US-Bürger kritisieren die Haltung der US-Regierung – und damit auch der derzeitigen Vizepräsidentin Harris – zum Gaza-Krieg und zu Israel. Harris droht daher, die Unterstützung dieses Teils der Wählerschaft zu verlieren. Allein Michigan, das zu den voraussichtlich wahlentscheidenden Swing States gehört, hat etwa 200.000 arabischstämmige Einwohner.
Trump, der behauptet, die Wahl 2020 sei ihm von den Demokraten „gestohlen“ worden, prangerte erneut angeblichen Wahlbetrug an: „Sie versuchen mit aller Macht, uns dieses verdammte Ding zu stehlen“, sagte er bei einem Auftritt in Pennsylvania und nannte die Demokraten „eine sehr dämonische Partei“.
In einer häufig ohne roten Faden verlaufenden 90-minütigen Rede sagte der nach zwei Attentatsversuchen bei seinen Auftritten mit Panzerglas geschützte Ex-Präsident zudem, um ihn zu töten, müsse ein Attentäter zunächst die vor ihm stehenden Journalisten über den Haufen schießen: „Um mich zu kriegen, müsste jemand durch die Fake News schießen – nicht, dass mir das etwas ausmachen würde“, äußerte Trump unter dem Gelächter seiner Anhänger.
Durch Frühwahl in den Wahllokalen oder per Briefwahl haben bereits mehr als 78 Millionen US-Bürger ihre Stimme abgegeben. Das ist mehr als die Hälfte der bei der Präsidentschaftswahl vor vier Jahren insgesamt abgegebenen Stimmen.
Der Präsident oder die Präsidentin wird in den USA indirekt durch ein Kollegium von 538 Wahlleuten gewählt, die von den einzelnen Bundesstaaten entsandt werden. Für den Sieg sind mindestens 270 dieser Wahlleute erforderlich. Aufgrund dieser Besonderheit wird die Entscheidung voraussichtlich von sieben US-Bundesstaaten abhängen, den sogenannten Swing States, in denen der Wahlausgang besonders knapp ist.