Abhängigkeit ist oft mit Scham verbunden. Doch immer mehr Menschen nehmen Hilfe in Anspruch. Mehr als die Hälfte der Betreuten kann eine Verbesserung verzeichnen.
Deutlich mehr Menschen im Land nehmen die Hilfe von Suchtberatungsstellen in Anspruch. Im vergangenen Jahr seien knapp 64.000 Betreuungen registriert worden, wie die Landesstelle für Suchtfragen am Mittwoch mitteilte. 2022 waren es noch rund 60.000 Betreuungsvorgänge. Die Zahl sei erstmals seit fünf Jahren wieder gestiegen. Drei von vier Beratungsbedürftigen sind Männer. Bei knapp der Hälfte der Beratungen (48,6 Prozent) ging es um Alkoholprobleme. Auf lange Sicht nähmen aber die Probleme mit dem Konsum von Cannabis (21,4 Prozent) und Kokain (4 Prozent) und Stimulanzien (2,9 Prozent) zu. Mehr als 5.000 Menschen konnten in eine Therapie vermittelt werden.
Rund 100 ambulante Beratungsstellen und die Justizvollzugsanstalten im Land bieten Beratung an. Rund 500 Fachkräfte sind im Einsatz. Der steigende Bedarf an Hilfe führe dazu, dass für den einzelnen Klienten weniger Zeit zur Verfügung stehe, so die Landesstelle. Bei mehr als der Hälfte der Betreuten sei aber eine Verbesserung der Problematik zu verzeichnen, berichtet die Stelle über die Beratungsarbeit. 67,6 Prozent der Betreuten beendeten ihre Betreuung zudem planmäßig – das kann auch die Vermittlung in eine Reha-Maßnahme bedeuten.
Die 2024 in Kraft getretene Teillegalisierung von Cannabis sei statistisch noch nicht erfasst. Die Landesstelle beklagt, dass Polizei und Justiz kaum noch Jugendliche an die Programme zur Frühintervention bei Cannabiskonsum verweisen. Dabei gehe es um „auffällige Erstkonsumierende“, sagte Christa Niemeier von der Landesstelle. Die Zuweisungen seien in den vergangenen Jahren dramatisch zurückgegangen. Man gehe davon aus, dass das der Aussicht auf die Teillegalisierung geschuldet ist. Es sei eine Herausforderung, die Cannabis-Klientel frühzeitig zu erreichen, sagte Dorothea Aschke, die Vorsitzende der Landesstelle.