Prozesse: Angeklagter legt Geständnis nach Mord im Hausflur ab

Er fühlt sich verfolgt, hat Schlafstörungen und leidet unter Ruhestörung. Laut Anklage wollte er mit der Tat die Polizei auf seine vermeintlichen Peiniger aufmerksam machen.

Nach einem mutmaßlich heimtückischen Mord in einem Hausflur in Spenge hat der Angeklagte vor dem Landgericht Bielefeld am Dienstag am zweiten Prozesstag ein Geständnis abgelegt. Nach eigener Darstellung war die Tat ein Hilferuf an die Polizei, weil er sich seit Jahren verfolgt gefühlt hatte. Der 37-Jährige soll am 26. April dieses Jahres in einem Mehrfamilienhaus im Kreis Herford seinem Nachbarn aufgelauert haben, um ihn zu töten. 

Laut Anklage wartete der Deutsche am frühen Morgen, bis sein Nachbar auf dem Weg zur Arbeit an seiner Wohnungstür vorbeikam. Mit einem Bolzenschussgerät soll er ihm in den Arm geschossen haben, um dann mit einem Kampfmesser auf ihn einzustechen. Von dem Opfer habe er sich nicht verfolgt gefühlt – vielmehr habe er den Mann getötet, um die Polizei zu Ermittlungen gegen vermeintliche Peiniger zu zwingen. 

Seit fünf Jahren fühlte er sich terrorisiert und seit rund zwei Jahren um den Schlaf gebracht, so die Darstellung des 37-Jährigen. Besonders der Familie seines ehemaligen Arbeitgebers machte er in seiner Aussage schwere Vorwürfe. Er habe sich in der Vergangenheit an die Polizei und einen Anwalt gewendet, um Hilfe zu bekommen. Es sei aber nichts passiert.

Die Polizei bestätigt einen früheren Kontakt. Der Mann sei als psychisch angeschlagen eingeschätzt worden. 

Der 37-Jährige ist in Russland geboren und kam 1993 nach Deutschland. Ein Lehramts- und Informatikstudium hatte er abgebrochen und lebte zuletzt in der Wohnung seiner Mutter. In dem Haus griff er auch den Nachbarn an. 

Das Opfer wurde von 35 Messerstichen an Kopf, Oberkörper und Rücken getroffen. Nach der tödlichen Attacke hatte der Angeklagte direkt die Polizei gerufen. Die Staatsanwaltschaft hat beantragt, den Mann in eine psychiatrische Klinik einzuweisen.