Bundespräsident Steinmeier überreicht den Deutschen Umweltpreis für Leistungen in zwei unterschiedlichen Feldern. Er appelliert an alle, für das Klima, zu tun, was sie können.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Stärke demokratischer Prozesse bei der Bewältigung der Klimakrise hervorgehoben. „Dieser Ansatz wird dem Populismus und der Willkür einer Autokratie immer überlegen bleiben“, sagte Steinmeier bei der Verleihung des Deutschen Umweltpreises an die Moorforscherin Franziska Tanneberger und den Unternehmer Thomas Speidel unter dem Applaus des Publikums.
Moorforscherin und E-Mobilitäts-Wegbereiter ausgezeichnet
Die insgesamt mit einer halben Million Euro dotierte Auszeichnung geht zu gleichen Teilen an die Leiterin des Greifswald Moor Centrums, Tanneberger (46), sowie an den Geschäftsführer der ads-tec Energy in Nürtingen bei Stuttgart, Speidel (57). Der Elektrotechnik-Ingenieur, der lange mit Verbrennermotoren gearbeitet hat, wird für die Erfindung eines Hochleistungs-Ladesystems für Elektroautos gewürdigt.
Die jährlich vergebene Auszeichnung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) gehört zu den höchstdotierten Umweltpreisen in Europa. Gewürdigt werden Leistungen zum Schutz und Erhalt der Umwelt. Die DBU versuche die Chancen des Wandels zu betonen, sagte der Kuratoriumsvorsitzende Kai Niebert.
„Wir sind der Klimakrise nicht hilflos ausgeliefert“, betonte Steinmeier. „Wir können die Erderwärmung und das Artensterben bremsen.“ Der Bundespräsident appellierte an alle, für Klimaschutz und Biodiversität „das zu tun, was wir können“.
Steinmeier: „Wir sind der Klimakrise nicht hilflos ausgeliefert“
Wie schnell E-Mobilität flächendeckend Wirklichkeit werde, hänge davon ab, „ob wir Mittel und Wege finden, die noch bestehenden technischen und faktischen Hindernisse im Alltag zu überwinden“, sagte Steinmeier. Dazu gehöre das noch mangelnde flächendeckende Angebot elektrischer Energiezufuhr.
Dafür habe Preisträger Speidel mit seiner etwa Telefonzellen-großen Charge-Box eine Möglichkeit erfunden, mit der ein Auto in etwa zehn Minuten aufgeladen werden könne, lobte der Bundespräsident.
Tanneberger könne konkret darlegen, wie bedeutend intakte Moore für ein gutes Klima und für die Biodiversität seien, sagte Steinmeier. Viele Menschen wären wohl nie darauf gekommen, „welch segensreiche Bedeutung die unheimlichen Moorlandschaften unserer kindlichen Alpträume für unser Klima und unsere Umwelt haben“.
Tanneberger will Preisgeld in die Forschung stecken
Die Wissenschaftlerin sei eine Brückenbauerin zwischen Wissenschaft und Politik, Wissenschaft und Landwirtschaft und eine Treiberin auch der wirtschaftlichen Nutzung von Moornässung etwa beim Anbau von Dämmmaterialien, sagte DBU-Generalsekretär Alexander Bonde. Künstlich trockengelegte Moorflächen seien verantwortlich für weltweit etwa vier Prozent der durch Menschen verursachten jährlichen Treibhausgasemissionen.
Moore seien außer für das Klima und die Biodiversität auch für die Wassersicherheit entscheidend, sagte Tanneberger. Sie machten etwa fünf Prozent der Fläche in Deutschland aus. 95 Prozent davon seien entwässert, weltweit etwa 15 Prozent.
Tanneberger will das Preisgeld für eine wissenschaftliche Neugründung ausgeben. „Wir wenden direkt an, was wir erforschen“, sagte sie über ihr Institut mit rund 100 Mitarbeitern. Unternehmer Speidel will entweder investieren oder Schulden abzahlen.
Die DBU wurde 1990 gegründet. Das Stiftungskapital stammt aus dem Privatisierungserlös der Salzgitter AG. Es beträgt inzwischen rund 2,48 Milliarden Euro. Seit der Gründung wurden nach eigenen Angaben knapp 11.100 Projekte mit rund 2,07 Milliarden Euro gefördert.
Deutsche Bundesstiftung Umwelt