Rente? Nicht für „Tatort“-Kommissarin Lena Odenthal. Sie ist seit 35 Jahren im Einsatz. In ihrem Jubiläumsfall geht es um die Aufklärung eines Mordes in Juristenkreisen.
Worum geht’s?
Die Anwältin Patricia Prinz (Sandra Borgmann) wählt panisch den Notruf. In ihre Kanzlei sei eingebrochen worden, ihr Mann Jasper Ünel (Mohamed Achour) liege angeschossen am Boden, berichtet sie. Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) ist in der Nähe des Tatorts und rast zu dem Bürogebäude. Dort findet sie die völlig aufgelöste Juristin und das blutüberströmte Opfer. Ünels Verletzungen sind so schwer, dass er im Krankenhaus verstirbt. Was ist in der Nacht passiert? Anwältin Patricia Prinz räumt ein, dass sie sich vor der Tat mit ihrem Mann gestritten hat. Zudem fehlt ihr Laptop, auf dem sich wichtige Dokumente befinden. Als Arbeitsrechtlerin vertritt sie den Callcenter-Manager Piet Sievert (Matthias Lier). Dessen ehemalige Mitarbeiterin Marie Polat (Emma Nova) klagt gegen ihre fristlose Kündigung. Die alleinerziehende Mutter braucht den Job im Callcenter, um das Sorgerecht für ihren Sohn nicht zu verlieren. Als Sievert verschwindet, ahnen Kommissarin Lena Odenthal und ihre Kollegin Johanna Stern (Lisa Bitter), dass beide Fälle zusammenhängen.STERN PAID Tatort Ton 19.05
Warum lohnt sich der „Tatort: Dein gutes Recht“?
Autor und Regisseur Martin Eigler hat für seinen Film ein Stilmittel gewählt, das Spannung erzeugt: Er erzählt die Geschichte in Rückblenden. Es beginnt damit, dass sich Kommissarin Odenthal einer internen Untersuchung stellen muss, weil sie ihre Dienstwaffe unerlaubt eingesetzt haben soll. Wie es dazu kam, erfahren die Zuschauerinnen und Zuschauer erst ganz am Schluss. Bis dahin erwartet sie ein klug inszenierter Krimi, der von starken Darstellerinnen und Darstellern lebt und auch Sozialkritik übt. Autor Eigler moniert, dass der Grundsatz „Gleiches Recht für alle“ nicht uneingeschränkt gilt, sondern vor Gericht auch entscheidend ist, wer sich den teureren Anwalt leisten kann.
Was stört?
Zuschauerinnen und Zuschauer müssen etwas Ausdauer mitbringen, denn der Krimi spielt auf verschiedenen Zeitebenen und wird aus mehreren Perspektiven geschildert. Da stets den Überblick zu behalten, fällt zu Beginn nicht leicht. Zudem wirkt die Posse um die Neubesetzung der Assistentenstelle im Kommissariat in dem ansonsten ernst erzählten Film etwas deplatziert.Tatort Ausstiege 10.45
Die Kommissarinnen?
Vor 35 Jahren war sie „Die Neue“ und die erste Frau unter rein männlichen „Tatort“-Kommissaren. Am 29. Oktober 1989 wurde der erste Krimi mit Ermittlerin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) ausgestrahlt. Der Film „Dein gutes Recht“ ist ihr 80. Fall. Odenthal ermittelt gewohnt resolut und eigenwillig, ihr zur Seite steht Kommissarin Johanna Stern (Lisa Bitter). Seit mittlerweile zehn Jahren bilden die Frauen ein Team, das im Laufe der Zeit immer mehr zusammen gewachsen ist. Auch im neuen Fall präsentieren sich Odenthal und Stern trotz vieler Widerstände von außen als Einheit. Ans Aufhören denkt Schauspielerin Ulrike Folkerts noch lange nicht. „Es wird gerade ein bisschen Tabula rasa gemacht beim ‚Tatort‘, dass Teams ausgetauscht werden. Da ist auf jeden Fall was im Gange und die Öffentlich-Rechtlichen wollen jünger und diverser werden. Das macht sich jetzt auch beim ‚Tatort‘ bemerkbar. Offensichtlich müssen die Alten das Feld räumen“, sagte sie dem RedaktionsNetzwerk Deutschland. Wenn es soweit sei, wünsche sie sich, „dass Lena selbstbestimmt ausscheidet, weil sie etwas wirklich Schönes vorhat, einen Traum verwirklicht, eine Vision für das Danach verfolgt. Vielleicht verliebt sie sich und wandert aus?“, so Folkerts.
Ein- oder ausschalten?
Nach so vielen „Tatort“-Abschieden in den vergangenen Wochen ist es schön, zu sehen, dass die dienstälteste Kommissarin nun ihr Jubiläum feiert. Allein schon aus diesem Grund lohnt das Einschalten.
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