Die Überwinterungsgebiete mancher Vogelarten verlagern sich nach Osten. Ursache ist das wärmere Klima – mit teils überraschenden Folgen.
Aufgrund milderer Wintertemperaturen überwintern immer mehr Vogelarten, die früher weiter südwestlich gezogen sind, nun in Sachsen-Anhalt. „Die Überwinterungsgebiete von einigen Zugvögeln verlagern sich stark nach Osten“, sagt der stellvertretende Vorsitzende und Vogelexperte des Nabu Sachsen-Anhalt, Martin Schulze. Ein anschauliches Beispiel dafür seien Blessgänse und Saatgänse, die aus skandinavischen oder russischen Regionen anreisen. Früher flogen diese Vögel bis in die Niederlande, wo ihre Bestände seit mehreren Jahren rückläufig sind – in Sachsen-Anhalt hingegen steigen sie an.
„Manche Vogelarten ziehen erst los, wenn es richtig kalt wird, und orientieren sich eher an der Temperatur“, erklärt Schulze. Dazu gehören etwa Kraniche. „Beim Kranich ist es zum Beispiel so, dass sie mit den ersten Nachtfrösten nach Süden oder Südwesten ziehen.“ Da es in den vergangenen Jahren jedoch immer länger warm bleibt, verweilen Kraniche vermehrt hierzulande. Kürzlich seien rund 32.000 Kraniche am Helmestausee, an der Grenze zu Thüringen, beobachtet worden. „Das sind Entwicklungen, die wir aus den vergangenen 20 Jahren nicht kennen.“
Ähnlich verhält es sich mit dem Weißstorch. Die Storchenpopulationen wachsen teilweise erheblich, da die Tiere aufgrund der kürzeren Reisen weniger Gefahren ausgesetzt sind und teils sogar in den Brutgebieten überwintern, ergänzt Schulze. „Den Störchen reicht sozusagen die Maus auf dem Feld, um satt zu werden.“