Ungarns Regierungschef Viktor Orban hat seine Landsleute am Jahrestag des Volksaufstands dazu aufgerufen, sich der EU in Brüssel so zu widersetzen wie vor knapp 70 Jahren Moskau. „Hier stellt sich wieder die alte Frage: Beugen wir uns dem Willen einer fremden Macht, diesmal aus Brüssel, oder widersetzen wir uns ihr“, sagte Orban am Mittwoch vor Tausenden von Menschen in Budapest.
Es sei eine „schwerwiegende Entscheidung“, die auf Ungarn zukomme, sagte Orban weiter. „Ich schlage vor, dass unsere Antwort so klar und deutlich ausfällt wie 1956.“ Für das Land könne es nur eine Lehre geben, „dass wir nur für eine Sache kämpfen müssen: für Ungarn und für die ungarische Freiheit“, fügte Orban hinzu.
Beim ungarischen Volksaufstand vor 68 Jahren hatte die Bevölkerung mehrere Tage lang gegen den Einfluss der Sowjetunion protestiert. Die sowjetische Armee schlug den Aufstand blutig nieder, 3000 Menschen starben, weitere 20.000 wurden verletzt. Nach der Wende 1989 erklärte Ungarn den Beginn des Aufstands am 23. Oktober zum Nationalfeiertag.
„Wir wissen, dass sie uns in den Krieg zwingen wollen. Wir wissen, dass sie uns ihre Migranten aufzwingen wollen. Wir wissen, dass sie unsere Kinder Gender-Ideologen anvertrauen wollen“, sagte Orban mit Blick auf die EU. Weiter warf der rechtsnationalistische Ministerpräsident Brüssel vor, Ungarn zu einem „Marionettenstaat“ machen zu wollen.
Ungarn hat seit dem 1. Juli die EU-Ratspräsidentschaft inne. Das Land unterhält dennoch enge Beziehungen zu Moskau und kritisiert regelmäßig die westliche Unterstützung für die Ukraine. Am Mittwoch ging Orban sogar noch ein Schritt weiter und schürte die Angst vor einem Einmarsch ukrainischer Soldaten im eigenen Land: „Wir Ungarn werden eines Morgens aufwachen und ostslawische Soldaten auf unserem Boden vorfinden“, sagte er.
lt/ck