Schlagzeilen über Chaos bei der Abfertigung von Passagieren mit endlosen Warteschlangen haben das Image vom größten Airport Bayerns beschädigt. Der Freistaat als Mehrheitseigner hat klare Forderungen.
Als Konsequenz auf Probleme mit Warteschlangen, Personalmangel und Verspätungen am Münchner Flughafen fordert der Freistaat Bayern schnelle Reformen. „Der Flughafen wird sich künftig stärker auf sein Kerngeschäft konzentrieren“, sagte Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) dem „Münchner Merkur“. Der Freistaat ist Mehrheitsgesellschafter bei Deutschlands zweitgrößtem Airport, Finanzminister Albert Füracker (CSU) leitet den Aufsichtsrat.
Aus Söders Sicht gibt es einen klaren Auftrag: „Verspätungen reduzieren, schneller kontrollieren, Gepäck schneller abfertigen und gemeinsam mit der Bundespolizei die Passkontrollen beschleunigen.“
In den vergangenen Wochen und Monaten hatte es immer wieder Schwierigkeiten am Flughafen München gegeben. So bildeten sich etwa Anfang Oktober bei den Sicherheitskontrollen lange Schlangen mit extremen Wartezeiten im Terminal 2. Lufthansa-Boss Carsten Spohr hatte München kürzlich als den derzeit schlechtesten Flughafen in Europa bezeichnet. Verspätungen und fehlendes Personal seien an der Tagesordnung.
Für Söder sind das unhaltbare Zustände, die sich nicht wiederholen dürfen. „Der Flughafen ist und bleibt ein Aushängeschild Bayerns, einer der erfolgreichsten weltweit“, sagte er. Aber zuletzt seien mehrfach ärgerliche Dinge passiert – das müsse sich wieder ändern.
Sichehrheitsschleusen sollen erweitert werden
Söder betonte in der Zeitung, dass nicht jedes Problem auf die Flughafengesellschaft FMG zurückgehe, auch Partner Lufthansa sei betroffen. „Es gab erkennbar eine kleine Beziehungskrise zwischen FMG und Lufthansa. Um diese zu kitten, habe ich eine Runde einberufen, die klare und schnelle Lehren zieht.“
So werde der FMG-Vorstand umstrukturiert. „Es wird einen eigenen Vorstand für das Basisgeschäft geben, der sich um diese elementaren Kerntätigkeiten kümmert. Dazu werden weitere 500 Mitarbeiter eingestellt und angelernt für genau die Bereiche, in denen es hakt“, sagte Söder. Auch müssten die Sicherheitsschleusen massiv erweitert werden. Künftig müssten 4000 statt bisher 3000 Passagiere pro Stunde abgefertigt werden können. Auch die Lufthansa werde ihren Anteil erbringen.
Mit Blick auf die in dieser Woche wieder aufgeloderte Debatte um eine mögliche dritte Startbahn mühte sich Söder um Deeskalation: „Es bleibt dabei: In meiner Amtszeit wird keine dritte Startbahn gebaut.“ Die Regierung von Oberbayern hatte dem Flughafen in einem Bescheid mitgeteilt, dass das seit 2015 gültige Baurecht für eine dritte Startbahn unbefristet Gültigkeit hat.
Eine Erweiterung des Münchner Flughafens stand vor der Corona-Krise ganz oben auf der Agenda. Infolge der Pandemie war die Zahl der Starts und Landungen aber massiv eingebrochen und hat bisher nicht mehr das Niveau von vor der Krise erreicht. Auch die Zahl der Passagiere und die Menge an Luftfracht sowie Luftpost ist noch nicht auf dem Niveau des Rekordjahrs 2019.