Bei den Tarifverhandlungen für die Thüringer Metallindustrie liegt nun ein Angebot der Arbeiter vor. Unzureichend, sagt die IG Metall und stellt Ende Oktober erste Warnstreiks in Aussicht.
Thüringens Arbeitgeber haben in der zweiten Tarifrunde für die Beschäftigten der Metallindustrie Einkommensverbesserungen von 1,7 und 1,9 Prozent in zwei Stufen angeboten. Das sei enttäuschend und zu wenig, erklärte die IG Metall. Die Gewerkschaft signalisierte, dass es mit dem Ende der Friedenspflicht vom 29. Oktober an zu ersten Warnstreiks der Metaller in Thüringer Unternehmen kommen kann. Die Gewerkschaft verlangt Einkommensverbesserungen von sieben Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die nächste Verhandlungsrunde ist am 5. November in Jena geplant.
Die Arbeitgeber bieten damit dasselbe Plus an wie in anderen Bezirken Deutschlands, in denen ebenfalls Verhandlungen laufen. Verhandelt wird in Thüringen für rund 20.000 Beschäftigte in tarifgebundenen Unternehmen. Viele andere Arbeitgeber orientieren sich bei Firmentarifverträgen jedoch an dem Abschluss. Insgesamt arbeiten in der Thüringer Metallindustrie nach Schätzungen etwa 80.000 Menschen.
Arbeitgeber: Konjunkturkrise in der Metallindustrie
Die Lage in der Metallindustrie sei ausgesprochen kritisch und gehe mit einer Deindustrialisierung einher, erklärte der Verhandlungsführer des Verbandes der Metall– und Elektroindustrie, Thomas Kaeser. Produktion, Auftragseingänge und Auftragsbestände würden kontinuierlich sinken, Insolvenzen und Kurzarbeit steigen. Rasant steigende Arbeitskosten würden das Problem nur verschärfen.
Angeboten wurden von ihnen 1,7 Prozent mehr ab 1. Juli 2025 und weitere 1,9 Prozent von Juli 2026 an. Zudem stellen sie eine „überproportionale Erhöhung der Ausbildungsvergütungen“ in Aussicht. Kaeser: „Nur, wenn wir jetzt zügig handeln, werden wir mitten in der Struktur- und Konjunkturkrise diese Tarifrunde zu einem zügigen Abschluss bringen.“
IG Metall: „So kommen wir nicht zusammen.“
Der Verhandlungsführer der IG Metall, Jörg Köhlinger, sprach vom gleichen, enttäuschenden Angebot wie in anderen Tarifgebieten. Es reiche nicht, um den gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten zu begegnen. „Es ist zu wenig, es kommt zu spät und die Laufzeit von 27 Monaten ist viel zu lang. So kommen wir nicht zusammen.“ Positiv bewertete er, dass die Arbeitgeber angesichts des Fachkräftemangels die Ausbildungsbedingungen verbessern wollen. Noch gebe es dazu aber keine konkreten Vorschläge. Das gelte unter anderem auch für Freistellungszeiten von Beschäftigten im Schichtbetrieb. Am Verhandlungstag hat es laut IG Metall in etwa zehn Betrieben Aktionen und Informationsveranstaltungen mit etwa 1.500 Beschäftigte gegeben.