Harry Kane trifft dreifach – und der FC Bayern gewinnt wieder. Nach drei Pflichtspielen ohne Sieg jubeln die Münchner wieder über einen Dreier. Bitter ist die Verletzung eines Nationalspielers.
Nach seinem Hattrick schnappte sich Harry Kane den Spielball als Trophäe. Mit seinen hüpfenden Kollegen ließ sich Englands Nationalmannschaftskapitän vor der Bayern-Fankurve freudestrahlend schon als „deutscher Fußball-Meister“ feiern. Zwar sind erst sieben Spieltage absolviert, gegen den VfB Stuttgart unterstrich der FC Bayern aber seine neu gewonnene Stärke unter Neu-Trainer Vincent Kompany. 4:0 (0:0) hieß es am Ende im Südgipfel dank einer fulminanten zweiten Bayern-Hälfte samt Kane-Show. Kane habe gezeigt, dass er ein „Killer“ ist, sagte Manager Max Eberl bei Sky.
„Respekt“, sagte VfB-Stürmer Deniz Undav über Kanes Leistung, „er hat jetzt alles an uns rausgelassen, ein Weltklasse-Stürmer, kann man nur den Hut vor ziehen.“ Das Ergebnis ging für Nationalspieler Undav auch in der Höhe in Ordnung: „Bayern war heute einfach in allen Belangen besser.“ Alexander Nübel sah es ähnlich: „Nach dem ersten Gegentor keine Chance mehr“, resümierte Stuttgarts Torwart.
Kane konnte nach drei Club- und einem Nationalmannschaftsspiel endlich wieder jubeln. Einem platzierten Distanzschuss (57. Minute) ließ der 31-Jährige aus dem Gewühl heraus in Torjägermanier das 2:0 folgen (61.). Per Abstauber legte er nach (80.). Kingsley Coman erhöhte zum Endstand (89.). Für den Fußball-Rekordmeister, der früh Nationalspieler Aleksandar Pavlovic wegen einer Verletzung verlor, war der Erfolg der erste Dreier nach drei Pflichtspielen ohne Sieg.
Der 111. Bundesliga-Südgipfel nahm vor 75.000 Zuschauern in der Allianz Arena erst nach der Pause richtig Fahrt auf. Vor allem dank Hauptdarsteller Kane, der den ersten lupenreinen Bayern-Hattrick seit jenem von Robert Lewandowski bei dessen Fünf-Tore-Show im Jahr 2015 gegen Wolfsburg feierte.
Kane trifft doppelt – und vergibt weitere Chancen
Englands zuletzt angeschlagener Nationalmannschaftskapitän verpasste zunächst nach Vorarbeit von Serge Gnabry noch aus kürzester Distanz die Führung (51.). Kane, der zuletzt vor einem Monat beim 5:0 gegen Bremen getroffen hatte, ließ nach über vier Stunden ohne einen eigenen Treffer aber nicht locker. Er arbeitete sich regelrecht aus der kleinen Tor-Misere. Nach Zuspiel von Joshua Kimmich in dessen 400. Bayern-Pflichtspiel traf der Engländer aus über 25 Metern.
Der von Bayern an den VfB ausgeliehene Alexander Nübel im Tor der Stuttgart berührte den Ball zwar noch leicht, konnte den Treffer aber nicht mehr verhindern. Beim nächsten Gegentor war er auch machtlos. In der Folgezeit verhinderte der 28-Jährige eine höhere Pleite, aber Kane traf dennoch erneut.
Nübels Offensivkollegen konnten das Ergebnis nicht aufhübschen. Josha Vagnoman (54.) fehlte bei seinem Schuss aus dem Rückraum nicht viel zur Führung der Stuttgarter um die Nationalmannschaftstorschützen Jamie Leweling und Deniz Undav. Mehr kam nicht.
Frühe Pavlovic-Verletzung
Bereits vor dem Seitenwechsel agierte die Münchner Elf auch ohne den verletzten Jamal Musiala dominant, konnte das Plus an Ballbesitz, Ecken und Torschüssen aber nicht in ein Tor ummünzen. Die Gäste von Coach Sebastian Hoeneß, der im Jahr 2020 als Trainer die Drittliga-Meisterschaft mit den Bayern-Amateuren gefeiert hatten, pressten anfänglich auch mutig. Wer nach dem schwungvollen Beginn aber ein großes Spektakel erwartet hatte, wurde erst einmal enttäuscht.
Bitter zudem für Bayern: Pavlovic prallte in der 5. Minute nach einem Kopfballduell aus großer Höhe auf die rechte Schulter und musste verletzt raus. „Wir gehen davon aus, dass es ein Schlüsselbeinbruch ist“, sagte Eberl. Für den Nationalspieler kam Sommer-Neuzugang João Palhinha.
Gnabry (3.) und zweimal Kane (20./31.) schnupperten aber an der Bayern-Führung, die schon zur Pause durchaus verdient gewesen wäre. Der VfB konnte nur eine richtige Torannäherung durch Deniz Undav verbuchen. Aber wirklich gefährlich war sein Schuss mit dem Außenrist nicht (5.). Bayern-Kapitän Manuel Neuer und sein Gegenüber Nübel, der als Münchner Leihspieler vielleicht eines Tages auf Neuer folgen könnte, erlebten einen höchst unterschiedlichen Abend. Nübel stand nach der Pause permanent im Fokus, Neuer blieb weitestgehend unbeschäftigt.