Schmeckt Bier aus der Dose anders als aus der Flasche – oder bilden wir uns das nur ein? Und worin wird es schneller fad? Ein Forscherteam hat den Test gemacht.
Es ist so eine Sache mit dem Dosenbier. Die einen schwören darauf, die anderen rümpfen nur die Nase – denn sein Ruf ist nicht der beste. Qualität und Dose, das geht für viele nicht zusammen. Aber liegen sie damit auch richtig? Ein Forscherteam der Colorado State University hat den Check gemacht: Dose oder Flasche – was hält das Bier länger frisch?
Ausgesucht hatten die Forscher:innen Biersorten, die in den USA derzeit besonders im Trend sind – Amber Ale und IPA. Die braunen Bierflaschen sowie das Dosenbier wurden dann zunächst einen Monat gekühlt gelagert, danach fünf Monate bei Raumtemperatur. Eben wie Bier typischerweise gelagert wird, bevor es beim Verbraucher landet. Im Anschluss wurden sechs Monate lang alle zwei Wochen eine Flasche und eine Dose geöffnet und auf Frische und Geschmack geprüft.STERN PAID 08_23 Ökobilanz Wein oder Bier 07.47
Bier verliert an Geschmack
Das Augenmerk lag dabei auf der (noch) vorhandenen Konzentration der wichtigsten chemischen Verbindungen, die den Bieren ihren einzigartigen Geschmack geben. Oftmals handelt es sich bei diesen Verbindungen unter anderem um Aminosäuren, Terpene und Ester, die sich schneller in Gas wandeln und sich bei der Lagerung zersetzen. Das Bier verliert so nach und nach immer mehr an Geschmack.
Das Ergebnis überraschte. Denn wie sich herausstellte, bestimmt nicht das Gefäß allein die Frage des Frischeerhalts, sondern die Biersorte in Kombination mit dem Gefäß. „Zusammengenommen lassen die Ergebnisse dieser Studie nicht den Schluss zu, dass es eine allgemein beste Verpackung für alle Bierstile gibt, sondern zeigen vielmehr, dass die Auswirkungen der Verpackungsart vom Bierstil abhängig sind“, schlussfolgern die Wissenschaftler:innen.
So blieben die getesteten Amber Ales wie London Pride in der Flasche länger frisch. Kam es in Dosen, war die Konzentration bestimmter chemischer Verbindungen bereits beim Öffnen geringer als beim Ale aus der Flasche. Eine Erklärung dafür könnte der Herstellungsprozess sein. So könnte es in der Dose zu Oxidationsreaktionen kommen, da in der Dose Luft mit eingeschlossen wird. Bei Flaschenbier hingegen wird diese Luft mit Vakuum-Abfüllanlagen abgesaugt.Muschicraft: Feministisches Bier 12.55
Bier, das nach Verpackung schmeckt
Zudem spielt sogenanntes „Flavor scalping“ eine Rolle. Das beschreibt einen Qualitätsverlust, der entweder daher rührt, dass die Verpackung Aromen absorbiert oder der verpackte Inhalt Aromen aus der Verpackung aufnimmt. Das ist beispielsweise bei Kunststoffflaschen der Fall, spielte aber wohl auch beim Dosen-Ale eine Rolle.
Beim IPA hingegen konnten die US-Forscher:innen keinen relevanten qualitativen Unterschied zwischen dem Bier aus der Flasche und dem aus der Dose feststellen. Erklärt wird dies unter anderem durch einen höheren Polyphenol-Gehalt im IPA, der einerseits gegen erwähnte Oxidationsprozesse wirkt und andererseits geschmacksgebende chemische Verbindungen bindet. Sie verflüchtigen sich also weniger schnell.
Quelle: ACS Food Science & Technology, DailyMail