Wer hat die Maus gestohlen? Das fragte man sich am Dienstag in Köln. Einen Tag später ist klar, wer die Statue entwendet hat. Dahinter verbirgt sich eine politische Aktion.
Die in Köln verschwundene Figur der beliebten Maus ist wieder aufgetaucht – und hinter ihrem Verschwinden steckt eine politische Aktion. Wie sich am Mittwoch herausstellte, ist die Kampagnenorganisation Campact für den Abtransport des Mini-Denkmals verantwortlich. Sie präsentierte den WDR-Kinderstar einen Tag nach seinem Verschwinden in Mainz – rund 150 Kilometer entfernt von seinem angestammten Platz in der Kölner Innenstadt. Dabei trug die fröhlich dreinblickende Maus die politische Forderung „Keine Kürzungen bei ARD und ZDF!“ um den Hals. Der WDR zeigte sich wenig begeistert von dem Vorgehen. Die Polizei erklärte, sie habe Ermittlungen aufgenommen.
„Die Maus wird im Rahmen ihres Ausfluges in mehreren deutschen Städten Halt machen, um ein Zeichen gegen die drastischen Kürzungen im Informations- und Bildungsangebot des öffentlich-rechtlichen Rundfunks (ÖRR) zu setzen“, erläuterte die Geschäftsführerin der Organisation, Astrid Deilmann, die Geheim-Aktion, die nicht nur in Köln einige Wellen schlug. Mainz sei der erste Stopp. Unter anderem wurde die Figur am ZDF-Gelände in der Stadt sowie am rheinland-pfälzischen Landtag aufgestellt. Ende der Woche – so der Plan von Campact – soll der berühmteste Nager Deutschlands wieder in seine Heimat zurückkehren. Maus weg. 20.15
Debatte, ob Rundfunkgebühren zu 2025 steigen sollen
Hintergrund der Aktion sind die Debatten über die zukünftige Ausgestaltung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Ende Oktober wollen die Ministerpräsidenten bei einer Konferenz in Leipzig über eine Rundfunkreform sprechen und dabei auch Finanzierungsfragen thematisieren. Die Bundesländer sind sich unter anderem uneins bei der Frage, ob der Rundfunkbeitrag zum 1. Januar 2025 steigen soll. Es gibt Signale, dass bei den kleineren Sendern die Ressourcen in weniger Angeboten gebündelt werden könnten.
Das Verschwinden der Mausfigur – ein beliebtes Foto-Motiv vor allem bei kleinen Kindern – war in Köln am Dienstag bemerkt worden. Ein zurückgelassenes Schild deutete aber bereits an, dass eine wie auch immer gelagerte Aktion dahinterstecken könnte und kein simpler Diebstahl oder Vandalismus. „Ich muss was Wichtiges erledigen. Deswegen gehe ich auf eine kleine Reise“, war darauf zu lesen. In den sozialen Medien wurde allerlei gemutmaßt – mal gab es die These, dass die Statue nun ein Dasein in einer Studenten-WG friste, mal die Überlegung, dass die Maus einfach bei der Maniküre sei. Die menschengroße Figur war 2021 zum 50. Jahrestag der ersten Folge der „Sendung mit der Maus“ vom Westdeutschen Rundfunk eingeweiht worden. PAID Sendung mit der Maus_8.40Uhr
Polizei ermittelt trotz Rückkehr der Maus-Statue
Der WDR unterstrich in einer Reaktion, dass die Statue ohne Zustimmung des Senders entfernt worden sei. „Auch wenn die Initiatoren mit dieser Aktion nach eigenen Angaben auf den Wert des öffentlich-rechtlichen Rundfunks hinweisen wollen, darf die Maus aus Sicht des WDR nicht für politische Kampagnen benutzt werden“, hieß es in einem Statement. Man sei in Kontakt mit den Initiatoren und gehe „weiterhin davon aus, dass die Maus schnellstmöglich und wohlbehalten wieder an ihren Platz“ zurückkehren werde. Zum jetzigen Zeitpunkt sehe der WDR noch keinen Anlass, einen Strafantrag zu stellen. Man halte sich diesen Weg aber offen.
Die Polizei erklärte allerdings, dass sie bereits Ermittlungen eingeleitet habe. „Die Ermittlungen laufen und das wird dann irgendwann an die Staatsanwaltschaft übersandt“, sagte eine Sprecherin. Konkret werde dem Verdacht auf Diebstahl nachgegangen.
Astrid Deilmann, Geschäftsführende Vorständin von Campact, erklärte die Aktion am Mittwoch mit den Worten: „Die Maus ist als weithin bekannte Sympathieträgerin die ideale Botschafterin für den Erhalt der Informations- und Bildungsangebote von ARD, ZDF und Deutschlandradio.“ Zweifellos brauche es eine Reform der Öffentlich-Rechtlichen, sagte sie. „Die jetzt zur Debatte stehenden Reformpläne aber wären in mehrerer Hinsicht ein Fehler.“