Vor 30 Jahren litt Nordhorn unter dem Niedergang der Textilindustrie. Heute ist die Kreisstadt eine aufstrebende Kommune – und wird vom Bundespräsidenten gelobt.
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat die Entwicklung der früheren Textilmetropole Nordhorn gelobt. Die Stadt sei ein „Mutmacherbeispiel“ für andere Kommunen in Deutschland, sagte Steinmeier.
Er habe die Kreisstadt an der niederländischen Grenze vor 30 Jahren kennengelernt. Damals seien Stadt und Region stark vom Niedergang der Textilindustrie in Deutschland betroffen gewesen.“Eine Region im Abschwung, hat man damals gesagt – das Gegenteil ist der Fall gewesen“, erklärte das Staatsoberhaupt nach einem Treffen mit Kommunalpolitikern.
Nordhorn sei ein Beispiel dafür, wie eine Kommune den Strukturwandel erfolgreich bewältigt habe. Unter anderem habe ihn die Zuversicht der Kommunalpolitiker beeindruckt. Sie basiere auf dem Bewusstsein, schon andere Krisen gemeistert zu haben.
„Ich bin gerne gekommen, um zu sehen, was die Bedingungen sind, dass hier in Nordhorn etwas gelungen ist, was in vielen anderen Kommunen in Deutschland nicht in gleicher Weise gelang – Strukturwandel erfolgreich zu gestalten“, sagte Steinmeier.
Die Stadt profitiere von der Nähe zu den Niederlanden. Die Grenzen hätten in der Region keine Bedeutung mehr, sagte der Bundespräsident: „Es ist eine Stadt im grenznahen Raum, wo Europa täglich erlebt wird.“
Ein Beispiel für grenzüberschreitende Zusammenarbeit sei ein Solidaritätskonzert für die ostukrainische Stadt Tschuhujiw, das für Dienstagabend geplant war, sagte Steinmeier. Gemeinsam mit der benachbarten niederländischen Stadt Coevorden war eine Partnerschaft mit Tschuhujiw ins Leben gerufen worden. Der Erlös des Konzerts soll den Menschen in der ukrainischen Stadt zugutekommen.
Drei Tage Aufenthalt
Steinmeier reiste am Mittag mit dem Zug in die Stadt und wurde von Bürgermeister Thomas Berling (SPD) begrüßt. „Wir freuen uns sehr“, sagte Berling. Zum Besuch des Bundespräsidenten herrsche Kaiserwetter in Nordhorn, sagte der Bürgermeister zu einem lächelnden Steinmeier.
Treffen mit König Willem-Alexander am Mittwoch
Steinmeier hält sich bis Donnerstag in der Grafschaft Bentheim auf und führt von Nordhorn aus seine Amtsgeschäfte. Geplant sind Begegnungen mit Bürgerinnen und Bürgern, Kommunalpolitikern, Ehrenamtlern und Unternehmern. Im nur wenige Kilometer entfernten niederländischen Nachbarort Denekamp ist für Mittwoch ein Treffen mit dem niederländischen König Willem-Alexander angesetzt. Auch dabei sind Begegnungen mit Bürgerinnen und Bürgern geplant. Im Mittelpunkt soll das grenzübergreifende Zusammenleben in der Region stehen.
Steinmeier sucht Perspektivenwechsel
Nordhorn ist der 13. Ort, den Steinmeier im Zuge seiner „Ortszeit Deutschland“ besucht. Erstmals macht er in diesem Zusammenhang Station in Niedersachsen. Er gehe dabei ganz bewusst in den ländlichen Raum in kleinere und mittelgroße Städte, um Regionen kennenzulernen, auf die nicht immer das Scheinwerferlicht der öffentlichen Aufmerksamkeit gerichtet sei, sagte er.
Im ländlichen Raum seien die Themen und Probleme häufig andere als in den großen Städten, betonte Steinmeier. „Viele fühlen sich nicht gesehen und nicht gehört.“ Um einen Perspektivenwechsel zu ermöglichen, habe er vor zwei Jahren das Format „Ortszeit Deutschland“ ins Leben gerufen.