Thomas Gottschalks TV-Karriere ist lange vorbei. Heute allerdings belustigt er nicht mehr, sondern irritiert häufig. Vor allem in den vergangenen Tagen.
Wetten, dass es ein schlechtes Wochenende für Thomas Gottschalk war? Wenn der Starmoderator und Showmaster im Rampenlicht steht, bedeutete das zuletzt selten etwas Gutes – abgebrannte Villa in Kalifornien, Trennung, Scheidung. Am vergangenen Wochenende trumpfte Gottschalk erneut auf – mit Peinlichkeiten und Trotz. Aber der Reihe nach.
Den Auftakt seines Wochenendes läutete er mit einem Interview im „Spiegel“ ein. Darin erklärte der ehemalige Starmoderator und Showmaster, „Frauen im TV rein dienstlich angefasst“ zu haben. Heute würde er das aber bleiben lassen, weil „gewisse Dinge mittlerweile politisch inkorrekt sind, die es damals nicht waren“, sagte Gottschalk und bezog sich unter anderem auf einen Besuch der britischen Spice Girls in seiner Sendung.PAID Gratulation 70. Geburstag Gottschalk_7.15
Statt Applaus gibt es Kritik. Die wäre womöglich noch deutlich kritischer und lauter ausgefallen, würde der Starmoderator heute noch dienstlich über die Knie und Oberschenkel seiner weiblichen Sofagäste fahren. Gottschalk hingegen gab zu bedenken, dass auch die Spice Girls an ihm „rumgezerrt“ hätten. Er war also nicht der einzige Grabscher bei „Wetten, dass …?“. So so.
Weiter ging es in der WDR-Sendung „Kölner Treff“. Unter dem Motto „Früher war alles besser“ echauffierte sich der in den 80ern und 90ern für seinen Humor gefeierte Showmaster und Moderator darüber, dass er heute nicht mehr so frei sprechen könne wie früher. „Ich habe festgestellt, dass ich oft merke, wenn ich zu Hause irgendetwas sage, denke ich, es sei gut, dass das keiner im Fernsehen gehört hat. Das sind Dinge, die ich früher nicht gedacht habe, dass ich sage, man hätte mir das falsch auslegen können“, erklärte Gottschalk seine Gedankengänge.
Darunter leide seine Spontanität: „Wenn einer mit 74 Jahren nicht das sagen kann, was er denkt, dann ist irgendwas schiefgelaufen.“ Heute müsse er nachdenken, bevor er etwas sage – „schlimm“.
Gute Zeiten für den Showmaster und Gummibärenmann?
Anschließend nahm sich die Boulevardzeitung „Bild“ Gottschalks Provokationen vor. Zwei Redakteurinnen diskutierten in Meinungsbeiträgen darüber, ob die Äußerungen des Entertainers noch zeitgemäß seien. Die eine beschrieb Gottschalk als „herbstblond“ und „bockig“, weil er sich gegen den ändernden Zeitgeist stelle. Die andere befand, Gottschalk sei frech und lustig. Und dass sie andere Sichtweisen respektiere, auch wenn sie es womöglich anders sehe. Und außerdem: „Er versucht sich zu ändern und gibt sich Mühe, die Jungen zu verstehen.“Thomas Gottschalk gab Sohn anderen Namen 13.11
Warum nur hat Gottschalks Management seine Äußerungen im „Spiegel“ durchgewunken, fragen sich einige. Vielleicht liegt es an seiner Eitelkeit. Seine glanzvolle TV-Karriere liegt weit zurück, an den gewitzten Showmaster erinnern sich vor allem Boomer, an den netten Goldbärenmann die Millennials.
Waren die letzten Tage nun gute oder schlechte Tage für Gottschalk? Man weiß es nicht. Es kommt wohl darauf an, ob der Entertainer die Aufmerksamkeit genießt, die er jetzt bekommt.