Für die Ministerin ist die Bürokratie ein Hemmschuh des Standortes Deutschland und Rheinland-Pfalz. Sie falle nun in schwierigen Zeiten auf die Füße. Auch andere Faktoren bremsen, sagt sie.
Die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt vermisst Begeisterung für Arbeit und berufliches Vorankommen. „Das Image der Arbeit hat in Deutschland eine Wendung genommen, die mich nachdenklich stimmt“, sagte die FDP-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur in Mainz. „Ich bedauere äußerst, dass Lust auf Arbeit, Lust auf Verantwortungsübernahme nicht mehr den Respekt und die Anerkennung bekommt, die es aus meiner Sicht verdient.“
Arbeit sei weit mehr als nur Lohn, das komme manchmal zu kurz, sagte die Ministerin. Arbeit bedeute auch Teilhabe am Leben, Kontakt mit Kollegen und Kunden. „Die Diskussion über Themen wie Work-Life-Balance oder Homeoffice-Organisation nimmt einen sehr großen Raum ein, dass manch andere Aspekte leider überlagert werden“, sagte Schmitt weiter. Sie finde es auch gut, wenn Arbeit so organisiert werde, dass es passe. Es gehe aber auch um kreatives gemeinsames Erarbeiten, das Einbringen der eigenen Fähigkeiten in einem sozialen Miteinander oder ganz einfach um die Begegnungen an der Kaffeemaschine im Büro.
Ministerin: Geht um gesellschaftliche Haltungsfrage
„Ich glaube, dass in anderen Ländern der Reiz, sich etwas dazuzuverdienen, größer ist, die Lust, sich auch mal reinzuhängen“, sagte Schmitt der dpa. In Deutschland schaue einen das eigene Umfeld komisch an und frage, warum man denn am Wochenende arbeite. Hier als Politik einzuwirken, sei schwierig, sagte Schmitt. „Das ist eine gesellschaftliche Haltungsfrage.“
An anderen Stellen sei die Politik angesichts der schwierigen Lage für viele Unternehmen sehr wohl gefragt. „Ich glaube, wir müssen wirklich alle Kräfte mobilisieren, die Unternehmen durch diese herausfordernde Zeit zu bekommen.“ Sie beobachte eine starke Zurückhaltung bei Investitionen und auch eine Abwanderung von Investitionen ins Ausland. Angegangen werden müsse der Mangel an Fachkräften und an Arbeitskräften insgesamt sowie die überbordende Bürokratie.
Schmitt: Bürokratie hat sich über Jahrzehnte aufgestaut
„Wir merken einfach, dass die Dinge zu aufgebläht worden sind, zu langwierig, zu träge – und das ist am Ende auch ein Standortfaktor“, betonte Schmitt. Bürokratie habe sich über Jahrzehnte aufgestaut. „In Jahren, die wirtschaftlich okay sind, haben das alle hingenommen. Jetzt haben wir eine Zeit, die wirtschaftlich anspruchsvoll ist und es fällt uns brutal auf die Füße.“ Ein Beispiel für langsame Genehmigungen seien Groß- und Schwertransporte. Es könne bis zu 14 Wochen dauern, bis sie rollen dürften.
Entscheidend sei neben den ganzen Auflagen oft auch das Prozedere. „Wir haben in Deutschland die Situation, dass wir alle möglichen Bearbeitungswege häufig akzeptieren. Wir haben dann nicht nur ein digitales, sondern auch ein analoges Verfahren. Wir trauen uns nicht, mit aller Stringenz zu sagen: Es gibt nur noch das Digitale. Wir versuchen, immer alle mit ihren Besonderheiten einzubinden und das ist am Schluss auch etwas, was Zeit kostet.“