Rheinland-Pfalz ist das waldreichste Bundesland. Klimawandel und Schädlingsbefall machen dem Forst aber zu schaffen. Die Verantwortlichen setzen daher vermehrt auf einen Mischwald.
Perioden mit anhaltender Trockenheit, Dürre und Stürme bremsen das Wachstum bei Bäumen in den Wäldern von Rheinland-Pfalz. Die Bäume würden um 20 Prozent langsamer wachsen als noch vor zehn Jahren, teilte Klimaschutzministerin Katrin Eder (Grüne) in Mainz bei der Präsentation der Ergebnisse der Bundeswaldinventur für Rheinland-Pfalz mit.
Unter den Nadelbäumen seien die Kiefer (minus 27 Prozent), die Fichte (minus 25 Prozent) und die Douglasie (minus 22 Prozent) besonders stark von der Entwicklung des reduzierten Wachstums betroffen, berichtete Andreas Hill von der Landesinventurleitung Bundeswaldinventur. Bei den Laubbäumen zeige die Buche eine deutliche Abnahme des Wachstums mit minus 15 Prozent. Die Klimaschutzministerin sprach von einer alarmierenden Tendenz.
Rheinland-Pfalz ist waldreichstes Bundesland
Der Wald in Rheinland-Pfalz umfasse derzeit eine Fläche von 853.758 Hektar. Damit sei Rheinland-Pfalz mit einem Waldanteil von 43 Prozent das waldreichste Bundesland, berichtete die Ministerin. Bundesweit bedeckt Wald rund ein Drittel der gesamten Fläche. Die Buche sei weiterhin die häufigste Baumart im Land. Nach der Eiche zähle die Fichte flächenmäßig zur dritthäufigsten Baumart im Land, obwohl massive Borkenkäfer-Befälle zu einer erheblichen Reduzierung der Fläche geführt haben.
In den vergangenen zehn Jahren sei der Anteil des Mischwalds in Rheinland-Pfalz gestiegen und es habe mehr unterschiedliche Baumhöhen gegeben. Rund 85 Prozent der Wälder in Rheinland-Pfalz seien derzeit Mischwälder. Mischwälder mit vielen Laubbäumen seien gut für die Grundwasservorräte. Diese ließen vor allem im Winterhalbjahr mehr Wasser auf den Boden durchdringen als Nadelbäume. So könnten sich die Trinkwasservorräte besser auffüllen, erklärte Eder. Die unterschiedlichen Baumhöhen sorgten dafür, dass gerade bei Starkregen das Wasser stufenartig zu Boden falle und damit besser vom Boden aufgenommen werden könne.
Wald wird vielfältiger und widerstandsfähiger
Je vielfältiger der Wald sei, desto mehr Widerstandskraft bestehe gegen Baumkrankheiten. Diese seien meist auf eine bestimmte Baumart spezialisiert, sagte die Grünen-Politikerin. Falle eine Baumart krankheits- oder schädlingsbedingt aus, gefährde das nicht sofort den Wald als komplettes Ökosystem. Gebe es eine hohe genetische Vielfalt bei den einzelnen Baumarten, erhöhe sich generell die Möglichkeit zur Anpassung an veränderte Umweltbedingungen.
Es habe sich ausgezahlt, dass Rheinland-Pfalz in den vergangenen Jahren nicht den Fokus auf Monokulturen und schnell wachsende Ernten gelegt habe, betonte die Klimaschutzministerin. Im Vergleich zu anderen Bundesländern rangiere Rheinland-Pfalz nach den Ergebnissen der Bundeswaldinventur im oberen Drittel beim Zustand des Waldes.
Bundeswaldinventur alle zehn Jahre
Die Bundeswaldinventur findet alle zehn Jahre statt und zeigt diesmal die Veränderungen von 2012 zum Jahr 2022 auf. Dazu wurden nach Angaben Hills in Rheinland-Pfalz an über 8.500 dauerhaften Stichprobenpunkten 150 verschiedene Merkmale an mehr als 80.000 Bäume mit speziellen Messinstrumenten aufgenommen und dokumentiert. Dabei ging es vor allem um die Waldfläche, die Baumartenvielfalt sowie den Vorrat, die Nutzung und den Zuwachs von Holz und die Kohlenstoffspeicherung.
Die Nutzungsmenge von Holz im gesamten Wald ging im Vergleich zur vergangenen Bundeswaldinventur zurück. Grund dafür seien die seit 2018 erfolgten „Notfällungen“, um eine Ausbreitung des Borkenkäfers zu begrenzen. Der Holzvorrat hat nach Angaben der Ministerin dagegen zugenommen. Derzeit umfasse der Wald im Land einen Holzvorrat von mehr als 253 Millionen Kubikmetern; ein Zuwachs von mehr als 3,5 Millionen Kubikmetern.
Wald als CO2-Senke
Im Wald von Rheinland-Pfalz seien derzeit mehr als 91 Millionen Tonnen Kohlenstoff in lebenden und toten Bäumen gespeichert. Vor allem wegen der massiven Borkenkäfer-Schäden bei den Fichten habe die gespeicherte Kohlenstoffmenge in den lebenden Nadelbäumen im Land um fast drei Millionen Tonnen abgenommen.
Diese negative Bilanz sei jedoch durch eine Kohlenstoff-Anreicherung von 5,45 Millionen Tonnen der lebenden Laubbäume kompensiert worden. Zusammen mit der in totem Holz gebundene Kohlenstoffmenge weise der Wald in Rheinland-Pfalz in der Gesamtbilanz der vergangenen zehn Jahren eine Kohlendioxid-Senke aus.
Wem gehört der Wald in Rheinland-Pfalz?
Rheinland-Pfalz habe mit fast 46 Prozent deutschlandweit den höchsten Kommunalwaldanteil, berichtete die Klimaschutzministerin. Der Privatwald und der Landeswald machten einen Anteil von 27,6 Prozent und 24,9 Prozent aus. Dazu komme der Bundeswald mit einem geringen Anteil von 1,6 Prozent in Rheinland-Pfalz.