Wie viel Gehalt bekommen die Mitarbeiter vieler deutscher Behörden in den kommenden Jahren? Das wird bald neu verhandelt. Den Aufschlag machen nun die Gewerkschaften.
Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände im öffentlichen Dienst von Bund und Kommunen steuern auf schwierige Tarifverhandlungen zu. Die Vorstellungen über Lohnerhöhungen liegen nach ersten Äußerungen beider Seiten weit auseinander. Die beiden Gewerkschaften Verdi und dbb wollen an diesem Mittwoch ihren Forderungskatalog vorstellen.
„Wir müssen in der Personalgewinnung deutlich attraktiver werden“, sagte der Bundesvorsitzende des Beamtenbunds dbb, Ulrich Silberbach, der Deutschen Presse-Agentur in Berlin, vor Beschlüssen der Tarifkommissionen von Verdi und dbb zu der Tarifrunde, die Ende Januar beginnt.
Verhandelt wird für rund 2,5 Millionen Tarifbeschäftigte, der überwiegende Teil von ihnen arbeitet in den Kommunen. Der aktuelle Tarifvertrag läuft nach zwei Jahren zum Jahresende aus. Für die Beschäftigten der Länder wird separat verhandelt.
Arbeitgeber-Unterhändlerin bringt zwei Prozent plus ins Spiel
Die Präsidentin der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA), die Gelsenkirchener Oberbürgermeisterin Karin Welge, hatte im „Tagesspiegel“ mit Blick auf Lohnsteigerungen gesagt: „Die Inflation wird bei rund zwei Prozent liegen, das ist eine Orientierungsgröße, die auf dem Tisch liegt.“ Sie verwies auch auf die angespannten kommunalen Haushalte. Die VKA verhandelt gemeinsam mit dem Bundesinnenministerium für die Arbeitgeberseite.
Der dbb-Vorsitzende Silberbach hält nichts von der Größenordnung, die die Arbeitgeber im Sinn haben. „Mit den von Frau Welge vorgeschlagenen 2 Prozent Einkommenssteigerung kann man das vergessen“, erklärte er mit Blick auf die von ihm geforderte Steigerung der Attraktivität des öffentlichen Dienstes. „Darauf werden die Gewerkschaften sich auf keinen Fall einlassen. Unsere Forderung wird viel höher sein.“ Das könne er auch vor den Sitzungen der zuständigen Gremien an diesem Mittwoch bereits sagen.
Verdi-Chef Frank Werneke sagte der dpa, es gehe in allen bevorstehenden Tarifrunden darum, die Kaufkraft und damit die Binnennachfrage zu stärken. „Das gilt insbesondere für den öffentlichen Dienst. Das ist wesentlich für das Wirtschaftswachstum in Deutschland.“ Man fordere zudem einen Ausgleich für die besonderen Belastungen in vielen Berufen des öffentlichen Dienstes.
Verdi setzt auf Entlastungen
Werneke hatte im Mai angekündigt, seine Gewerkschaft wolle neben höheren Einkommen vor allem Entlastungen für die Beschäftigten erreichen. Viele Beschäftigte wünschten sich gesicherte freie Zeit, um ihre Belastungen im Job zu senken, sowie höhere Zuschläge bei Schichtarbeit.
Nach Angaben von Welge fehlt es für eine weitere Reduzierung der Arbeitszeit zumindest bei Erzieherinnen und Erziehern etwa in Kitas an Personal. Zugleich machte sie deutlich: „Bei flexiblen Arbeitszeiten gehen wir mit. Viele Beschäftigte können die Arbeitszeit frei wählen und reduzieren. Was uns fehlt, ist die Möglichkeit, auch mehr arbeiten zu können.“
Interview Welge im „Tagesspiegel“ (Bezahlschranke)+