„Crocodile Dundee“ machte ihn reich und berühmt, aber Paul Hogan, der 85 Jahre alt wird, kennt auch die Schattenseiten des Lebens.
Man sagt, dass Krokodile so gut wie nie altern. Sie sehen immer gleich aus, egal ob sie zehn, 20, 40 oder 80 Jahre alt sind. Das kann man von dem Mann, der als „Crocodile Dundee“ in der ganzen Welt bekannt und berühmt wurde, leider nicht behaupten. Das Alter hat ihn (leicht) gebeugt, das Haar ist schütter geworden, der blaue Strahleblick ein bisschen wässrig.
Ist ja auch kein Wunder, schließlich wird Paul Hogan, den (fast) alle nur als Crocodile Dundee kennen, am 8. Oktober 85.
Paul Hogan kämpfte gegen seltene Erkrankung
Er hat eine schwere Zeit hinter sich. Vor zwei Jahren erkrankte er an retroperitoneale Fibrose, Morbus Ormond, eine seltene, chronische Entzündung des hinteren Bauchraums. Die Behandlung sei schlimmer gewesen als die Krankheit „und hat mich irgendwie schrumpfen lassen“, sagte er im australischen Frühstücks-TV „Sunrise„. Die Medikamente hätten seine Muskeln schwinden lassen, er sei immer dünner geworden. Er habe sich zeitweise nur im Rollstuhl fortbewegen können, nun aber ginge es ihm besser. „Ich kann alles essen, was ich will, ich kann nicht wieder zunehmen, aber ich bin wieder stark.“
Sein Lächeln ist das alte geblieben. Offen, herzlich, mit einem Hauch Spottlust oder Ironie, wie man’s mag. Da ist er ganz der Alte: Crocodile Dundee.
Die Rolle seines Lebens
Es war die Rolle seines Lebens, sein „One-Hit-Wonder“, wie er mal dem Lifestyle-Magazin „Stellar“ erzählte. Zuvor hatte sich der Australier aus Sydney mit verschiedenen Jobs wie Boxer, Chauffeur oder Anstreicher auf der berühmten Sydney Harbour Bridge durchgewurstelt. Dann wurde er Anfang der 70er in einer Talentshow im Fernsehen entdeckt: Der trockene Humor des schlagfertigen jungen Mannes kam gut an.
Er bekam seine eigene Sendung, die „Paul Hogan Show“, für die er die Texte schrieb. Die Sendung wurde neun Jahre lang in Australien, Südafrika und England ausgestrahlt. Daneben produzierte er populäre Werbespots, bei denen er Hauptrollen spielte, u.a. für Bier und den australischen Fremdenverkehrsverband, (die in den USA einen Touristenboom auslösten).
1986 kam sein erster Kinofilm raus, der in Deutschland den seltsamen Titel „Crocodile Dundee – ein Krokodil zum Küssen“ hatte. Hogan hatte das Drehbuch geschrieben und die Produktionskosten von zehn Millionen Dollar größtenteils selbst gestemmt. Die Hauptrolle übernahm er auch – ein Glück für den Film.
Es ist die Geschichte des von Aborigines aufgezogenen Krokodiljägers Mick Dundee, der im australischen Outback einer US-Reporterin das Leben rettet, mit ihr nach New York City geht und im Dschungel der zivilisierten Welt bestehen muss. Diese Rolle ist Paul Hogan wie auf den Leib geschrieben, denn er hat diese Situation selbst bei einem New-York-Besuch erleben müssen. Eine der schönsten Szenen des Films zeigt Crocodile Dundee in einer Straßenschlucht von Manhattan, mitten im Strom achtlos vorbeigehender Menschen: Mick Dundee grüßt jeden…
Eine andere berühmte Szene zeigt ihn und die Reporterin am Lagerfeuer im Outback. Dundee hat gerade eine Schlange erlegt. Nun füttert er die Frau mit Kurzgebratenem und antwortet auf ihre Frage, warum er denn nichts esse: Von Schlange bekäme er immer Blähungen…
Paul Hogan wird zu einem reichen Mann
Der Film verändert sein Leben. Er wird zum Riesenerfolg, sein „One-Hit-Wonder“, spielt 328 Millionen Dollar ein und macht Paul Hogan zu einem reichen Mann. Er erhält eine Oscar-Nominierung für das beste Drehbuch und bekommt den Golden Globe als bester männlicher Hauptdarsteller.
Den Erfolg erklärt er im australischen Magazin „TV Week“: „Mick ist ein gutes Vorbild. Der Typ hat nichts Boshaftes an sich, er ist menschlich. Und obwohl er keine Menschen tötet, ist er kein Weichei oder Feigling.“
Auch privat verändert sich viel: Hogan hat sich während der Dreharbeiten in seine amerikanische Partnerin Linda Kozlowski (66) verliebt. Leider ist er bereits mit seiner Jugendliebe Noelene, mit der er fünf Kinder hat, seit 1958 verheiratet. Nun reicht er 1986 die Scheidung ein, es entwickelt sich ein Rosenkrieg, bis er 1990 Linda Kozlowski heiraten kann.
Schauspieler ist sechsfacher Vater
Diese Ehe (ein Sohn, geb. 1998) hält immerhin 23 Jahre, dann reicht Linda wegen „unüberwindbarer Differenzen“ die Scheidung ein. Es wird eine einvernehmliche Trennung, das gemeinsame Haus wird angeblich an Chris Hemsworth (41) verkauft. Da ist der eingefleischte Australier schon längst in die USA gezogen mit Wohnsitz in Venice Beach in Kalifornien.
Und er dreht Filme, natürlich „Crocodile Dundee II“, der ebenfalls ein schöner Erfolg wird, aber nicht so grandios wie der erste Teil. Es folgen weitere Kinoproduktionen, die allenfalls Achtungserfolge werden wie 2001 „Crocodile Dundee in Los Angeles“, 2009 „Crocodile Daddy – Ein total verrückter Roadtrip“ oder 2018 „Dundee – The Son of a Legend Returns Home“, ein Werbefilm für Australien. 2020 steht er mit John Cleese (84) vor der Kamera und spielt sich selbst in „Come back, Mr. Dundee“. Der Film bekommt vernichtende Kritiken, immerhin weist sein Heimatblatt „Sydney Morning Herald“ darauf hin, dass Paul Hogans Humor noch „intakt“ sei.
Probleme mit dem Finanzamt
Da hat er längst andere Schlagzeilen gemacht: mit einem Kleinkrieg gegen australische Steuerbehörden, die ihn der Steuerhinterziehung von Millionen bezichtigen. Hogan wütet gegen das Finanzamt, klagt seinerseits (erfolglos) gegen den australischen Staat an, weil man seinen „Ruf“ und seine „Verdienstmöglichkeiten“ zerstört habe. 2010 stellte die Steuerbehörde das Verfahren gegen Hogan ein.
Vor zwei Jahren gibt Hogan seine Erkrankung bekannt. In der australischen TV-Sendung „A Current Affair“ sagt er, er habe sein „gesamtes Körperfett verloren, meine Muskeln sind alle geschrumpft“. Außerdem habe er jetzt einen Herzschrittmacher und werde nur noch „von einer Schnur zusammengehalten“. Trotzdem ginge es ihm wieder besser, er möchte sein Alter in der Heimat verbringen, ja, er sehne sich nach Australien zurück.
Und kernig wie Crocodile Dundee nun mal ist, will er auch künftig die Herausforderungen des Alters meistern. Er sei gewappnet, sagt er, denn „ab 80 ist das Leben eben auch nichts mehr für Weicheier“.