Vor allem Muskel- und Skeletterkrankungen, Atemwegsinfekte und die Psyche sorgen für Krankschreibungen – stellt die Krankenkasse AOK fest. Bei Infekten der Atemwege ist der Anstieg besonders deutlich.
Vor allem Krankschreibungen wegen Atemwegsinfektionen haben in den vergangenen Jahren in Niedersachsen nach einer Studie der Krankenkasse AOK deutlich zugenommen. Von 2021 bis 2023 seien die Fälle von Arbeitsunfähigkeit wegen Erkrankungen des Atmungssystems um 137 Prozent gestiegen, teilte die Kasse zum „Fehlzeiten-Report“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK mit. Bei allen anderen Erkrankungen lag die Steigerung insgesamt bei rund 46 Prozent.
Mehr Fälle von Arbeitsunfähigkeit
Zwischen 2014 und 2021 seien die Fälle von Arbeitsunfähigkeit wegen Atemwegsinfekten auf einem vergleichsweise konstanten Niveau von durchschnittlich 48 Fällen pro 100 erwerbstätige AOK-Mitglieder geblieben. Insgesamt und für alle Diagnosen listet der Report für 2023 knapp 240 Arbeitsunfähigkeitsfälle pro 100 erwerbstätige AOK-Mitglieder auf – nach rund 237,6 im Jahr 2022. Das sind den Angaben zufolge sechs Prozent mehr als im bundesweiten Durchschnitt.
Auch im laufenden Jahr setzt sich der Trend nach Angaben einer Sprecherin fort. Die AOK ist nach eigenen Angaben mit einem Marktanteil von 39,2 Prozent und mehr als drei Millionen Versicherten die größte Krankenversicherung in Niedersachsen.
Krankenstand 2023 leicht gesunken
Der Krankenstand, also der Anteil der Arbeitsunfähigkeitstage am Kalenderjahr, der AOK-versicherten Beschäftigen in Niedersachsen lag den Angaben zufolge im vergangenen Jahr bei im Schnitt 6,9 (2022: 7,1) Prozent. Am höchsten war der Krankenstand mit 7,9 Prozent im Gesundheits- und Sozialwesen, am niedrigsten in der Land- und Forstwirtschaft mit 4,4 Prozent.
Die AOK-Wissenschaftler gehen den Angaben zufolge davon aus, dass der Krankenstand sich vermutlich wegen einer erhöhten Empfänglichkeit für Infektionen und zusätzlicher viraler Erkrankungen wie Corona höher liegt. Im Durchschnitt dauere ein Krankheitsfall 10,5 Tage – im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang um 4,5 Prozent. Die häufigsten Diagnosen waren Muskel- und Skeletterkrankungen mit einem Anteil von 19,5 Prozent, Erkrankungen der Atemwege (14,4) und der Psyche (11,9).
IG Metall spricht von Alarmsignal
Die IG Metall mahnte, die Betriebe müssten besonders die Folgen psychischer Belastungen und der langen Ausfallzeiten ernst nehmen. „Fast um die Hälfte haben die Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psychischer Erkrankungen seit 2014 zugenommen. Das ist ein Alarmsignal“, sagte Hans-Jürgen Urban, für Gesundheitsschutz und Sozialpolitik verantwortliches Vorstandsmitglied der Gewerkschaft. Er kritisierte, nur 40 Prozent der betroffenen Beschäftigten hätten nach einer Krankheit die „Chance auf ein Eingliederungsmanagement zurück in die Arbeit“.