Katzen-Leckerli, Miet-Spielsachen und Steh-Wippen fürs Büro: Die Angebote in „Die Höhle der Löwen“ schwanken zwischen abwegig und abgefahren. Nur Ralf Dümmel findet alles super.
Warum nicht mal zusammen ein Schwein füttern? Da stehen also drei Löwen im Studio und bücken sich und strecken die Arme aus. Auf dem Kopf tragen sie riesige, futuristische Brillen. Ganz versunken sind sie in dem virtuellen Game, kichern und glucksen wie Kinder, bis die harte Wirtschaftsrealität sie auf ihre Jurysessel zurückzwingt.
Vor allem Nils Glagau ist sofort wieder in seiner Rolle. Mit knappen Worten nimmt er das Konzept von „Holocafé“ auseinander. Die Idee von realen Locations für Virtual-Reality-Erlebnisse sei nicht neu, die Konkurrenz riesig. „Ich sehe null USP.“ Außerdem habe ihn das Spiel nicht gerade umgehauen. Wirkte anders – aber so ist es eben, wenn Fiktion und Wirklichkeit aufeinanderprallen.
Keine Leckerlis sind gut genug für „Die Höhle der Löwen“
Auch beim Pitch von „PuriPet“ – Instant-Katzenfutter ohne Zuckerzusatz und mit weniger Verpackungsmüll – ist die Stimmung zunächst ausgelassen. Carsten Maschmeyer beömmelt sich über den ultralahmen Claim, der prominent im Bühnenbild platziert ist: „Futter raus / Wasser drauf / Fertig ist der Katzenschmaus.“ Genau sein Humor.
Doch kurze Zeit später spießt er die beiden erst 24-jährigen Gründerinnen wegen ihrer Prognose auf, den Umsatz von aktuell 5.000 auf bald 300.000 Euro erhöhen zu wollen. Das sei ja eine „wuchtige Nummer“, höhnt er – und steigt aus. Auch Glagau urteilt: „Das wird nichts.“ Auf leisen Sohlen und völlig deprimiert schleichen die beiden Katzenliebhaberinnen aus dem Studio.
Ist Wippen das neue Sitzen?
Welches Produkt einen finanziellen Booster bekommt und welches nicht, ist in der aktuellen Staffel nur schwer vorherzusagen. Ein so sperriges und sündhaft teures Teil wie der „Backboon“ – eine Stehhilfe mit Wippfunktion – ist in der „Höhle der Löwen“ normalerweise ein Fall für: super Idee, saubequem, aber leider uninvestierbar. Doch Ralf Dümmel hat bei dem Möbelstück, das die gesamte Muskulatur im Körper aktivieren und zu mehr Konzentration am Schreibtisch führen soll, einen sentimentalen Flashback.
Vor vielen Jahren hatte Dümmel in Bad Segeberg seine Ausbildung in einem Möbelhaus absolviert. Er verordnet dem Gründer eine Preiskorrektur (von 800 auf 500 Euro) und stattet ihn mit frischem Kapital in Höhe von 150.000 Euro aus.
Nur Ralf Dümmel stören die Schulden nicht: Jenny Sternemann (l.) und Alla Emmerich präsentieren ihre Skintapes für Gesicht und Körper in „Die Höhle der Löwen“
© RTL / Bernd-Michael Maurer
Die Erfinder des Pflasters für die Nasolabialfalte sind hochverschuldet
Noch mehr begeistern kann sich Dümmel von den Skintapes von „Alla/Jen“: Die klebt man sich auf die Nasolabialfalte um den Mund, auf die Stirn oder den Oberschenkel. „Beautypflege mit Soforteffekt“ preisen die beiden Gründerinnen ihr Produkt an. Einziger Schönheitsfehler des Startups: Es steht bei der Bank bereits mit 400.000 Euro in der Kreide.
AF_DHDL_Alla Jen Skintape 19.20
„Die haben Schulden“, tuscheln sich die Investoren zu. Auch dass der Umsatz nicht gerade durch die Decke geht, macht ihnen Sorgenfalten. Ausgenommen Wir-machen-das-ganz-groß-Dümmel: „Ich will das unbedingt machen!“, ruft er – und plumpst fast aus dem Sessel, als er den Zuschlag bekommt.
Minimalismus für Besserverdienende
Erratisch auch der Enthusiasmus von Janna Ensthaler für das Miet-Spielzeug von
„Nomadi“. Auf der Plattform gibt es eine große Auswahl von Kinderprodukten, die man wieder zurückgeben kann, sobald man sie nicht mehr braucht – nach dem Motto: „Wir sind der Schrank, der Dachboden, der Keller, den du nicht haben musst.“
Aber: Die Mietpreise sind gepfeffert und sprechen vor allem eine einkommensstarke Elternschicht an, die sich den neuen Minimalismus auch leisten kann. Außerdem existiert gerade in diesem Bereich eine sehr lebendige Flohmarkt- und Share-Economy-Szene.
Insolvent, Millionär: Was aus den alten DHDl gründern wurde_10.30
Doch bei Ensthaler leuchten die Euro-Zeichen im Auge. Das extrem kompetente Gründerpaar – selbst Eltern von drei Kindern – kann mit sehr erfreulichen Umsatzzahlen aufwarten. 70.000 Euro im Monat. Als bei 25 Prozent Beteiligungsquote seine Schmerzgrenze überschritten ist, macht es ein Gegenangebot: 20 Prozent.
Aber bei aller Begeisterung: Die Investorin bleibt hart. Ein Viertel oder nichts! Erschöpft lenken die studierten Betriebswirte ein. Nach der Sendung werden Sie sich wohl über die 400.000 Euro Investionssumme freuen können.
Die Sendung ist immer montags zu sehen im Fernsehen auf Vox und danach im Streaming auf RTL+.
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