Der Wiederaufbau der Garnisonkirche ist wegen der Vergangenheit des Ortes in der NS-Zeit umstritten. Das Ziel, sich genau damit kritisch auseinanderzusetzen, ist aus Sicht des Pfarrers aufgegangen.
Nach jahrelangem Streit erfährt der Wiederaufbau der Garnisonkirche in Potsdam wenige Wochen nach der Eröffnung aus Sicht des Theologen Jan Kingreen viel Zuspruch. „Je mehr Menschen hier sehen, was wir tun, desto größer wird der Rückhalt“, sagte der evangelische Pfarrer, der Programmvorstand der Stiftung Garnisonkirche Potsdam ist, der Deutschen Presse-Agentur. Auch Menschen, die das Projekt kritisch gesehen hätten, seien offensichtlich ein Stück weit überzeugt, was auch der Blick in das Gästebuch zeige.
Am 22. August wurde der wiedererrichtete Turm der Garnisonkirche in Potsdam mit der multimedialen Ausstellung „Glaube, Macht und Militär“ eingeweiht – gegenüber protestierten die Gegner.
Ausstellung befasst sich mit Gefährdung von Demokratien
Die Kirche will einen Ort für Demokratiebildung etablieren und sich mit der dunklen Vergangenheit auseinandersetzen. „Die Ausstellung „Glaube, Macht und Militär“ sensibilisiert für Gefährdungen von Demokratien, reflektiert menschliches Handeln und regt zur Gestaltung einer pluralistischen Gesellschaft an“, heißt es von der Stiftung. Auch ein Bildungsprogramm für Schulklassen gibt es.
Am 21. März 1933 wurde in dem Gotteshaus in Potsdam der erste Reichstag nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten eröffnet. An diesem „Tag von Potsdam“ reichte der damalige Reichspräsident Paul von Hindenburg dem neuen Reichskanzler Adolf Hitler vor der Garnisonkirche die Hand. Das Projekt des Wiederaufbaus sorgte unter anderem deshalb für viel Kritik. Es gab auch Befürchtungen, die Kirche könnte ein Anziehungspunkt für Rechtsextreme sein.
Verkürzte Öffnungszeiten ab November
Kingreen sagte, in der Spitze seien 500 Besucher an einem Tag gekommen. „Es wird gut angenommen.“ Die Besucher können mit einem Ticket die Ausstellung anschauen und von der Aussichtsplattform in 57 Metern Höhe einen Rundumblick genießen. Allerdings werden die Öffnungszeiten ab November verkürzt. Erfahrungsgemäß gingen dann die Besucherzahlen zurück, meinte Kingreen. Die Garnisonkirche wird von November bis März jeweils von Mittwoch bis Sonntag geöffnet sein – bislang ist sie auch dienstags offen.
Der Pfarrer bietet in der kleinen Kapelle im Garnisonkirchturm auch einen spirituellen Start in den Tag an. Sein Angebot – immer mittwochs um 8.30 Uhr – nennt er „Segen to go“. Es gibt Orgelmusik zu hören und einen Bibeltext, dazu bekommen die Besucher einen Gratis-Kaffee zum Mitnehmen. Das Angebot nutzten etliche Menschen etwa aus umliegenden Häusern wie den Ministerien und der Industrie- und Handelskammer, berichtete Kingreen.