57 Jahre hatte der FC Hansa nicht mehr in Aue gewonnen. Der erste Auswärtssieg der Kogge in dieser Saison beendete die Durststrecke. Eine große Genugtuung für einen Sachsen in Rostocker Diensten.
Sachsen ist immer eine Reise wert. Das wird man sich auch beim FC Hansa Rostock sagen. Erster Auswärtspunkt der Saison beim 1:1 bei Dynamo Dresden, erster Auswärtssieg nun beim 2:1 beim FC Erzgebirge Aue: Schade, dass nicht noch mehr Teams aus dem Freistaat in der 3. Liga spielen. Und ein Dresdner Junge in Diensten des FC Hansa kam aus dem Grinsen gar nicht mehr heraus: Franz Pfanne. Zu süß schmeckte für den Rostocker Kapitän das späte Siegtor durch Ahmet Gürleyen in der ersten Minute der Nachspielzeit ausgerechnet im Dresdner Feindesland.
Und nicht nur das. Vier Spiele musste Pfanne zuletzt zu Beginn des Spiels auf der Reservebank Platz nehmen, in Aue durfte er wieder von Beginn an ran. Und rechtfertigte das Vertrauen von Trainer Bernd Hollerbach, hielt die Abwehr auch in Druckperioden zusammen.
„Für einen selbst ist das Scheiße. Man will immer spielen, vor allem auch als Kapitän. Wobei ich es nicht so sehe, dass ein Kapitän immer von Beginn an dabei sein muss“, sagte Pfanne und ergänzte: „Es macht einfach Bock, mit den Jungs so einen Sieg zu holen.“ Er habe seine Rolle in den vergangenen Wochen angenommen. Er sei nicht erfreut gewesen, dass er von Hollerbach nicht für die ersten Elf berücksichtigt wurde. „Aber ich habe weiter Gas gegeben, stand heute auf dem Platz und bin froh, dass wir gewonnen haben“, sagte Pfanne.
Keine Familienunterstützung für Kapitän Pfanne
Auf Familienunterstützung aus Dresden musste der 29-Jährige in Aue verzichten. „Die sind leider krank geworden. Am Montag geht’s in den Urlaub, da mussten sie sich heute auskurieren“, sagte der Abwehrspieler, wollte dann aber doch nicht so sehr den Sachsen heraushängen lassen: „Dresdner Junge hin oder her: Wir haben ein geiles Spiel gemacht, im Ost-Duell gewonnen, das Tor zur Entscheidung direkt vor unseren Fans gemacht – was will man da noch mehr?“
Hollerbach war die Erleichterung über den ersten Auswärts-Dreier anzumerken. „Den holt man in Aue nicht so nebenbei. Das ist eine richtig gute Mannschaft, die Platzverhältnisse trugen zusätzlich dazu bei, dass es richtig schwer wurde“, sagte der Coach.
Nach der frühen Auer Führung durch Kilian Jakob (12.) brauchte seine Mannschaft lange, um sich zu finden, überstand dabei noch die eine oder andere knifflige Situation. Der Ausgleich durch Sigurd Haugen (32.) änderte dann die Kräfteverhältnisse. Plötzlich hatte Hansa Chancen, traf 12 Sekunden nach Wiederbeginn durch Cedric Harenbrock nur den Innenpfosten.
„Wir wollten offensiver spielen, nicht sofort den Risikopass suchen, sondern eher den Nebenmann“, berichtete der Coach von seiner Halbzeitansprache. Dass man trotzdem bis zur 75. Minute und der Ampelkarte für Aues Ali Loune noch einmal in Bedrängnis geriet, gehört zum abwechslungsreichen Spiel-Film.
Mit einem guten Gefühl in die Länderspiel-Pause
In Überzahl aber war es nur noch eine Frage der Zeit, bis der Siegtreffer fiel. Chance um Chance erarbeiteten sich die Hanseaten, ehe im Anschluss an die vierte Ecke Gürleyen mit einem präzisen Kopfball zum umjubelten Siegtor traf. „Standards sind eine unserer Waffen“, sagte Pfanne.
Die Länderspiel-Pause will Hollerbach nutzen, um weiter am Großen und Ganzen zu arbeiten. „In der Liga muss man auch als Absteiger erst einmal ankommen. Wir haben 16 oder 17 Neuzugänge. Unsere Spiele zuletzt waren gar nicht so schlecht, aber Fußball ist eine Ergebnissportart. Und deshalb werden wir jetzt auch mit einem guten Gefühl in der Länderspiel-Pause konzentriert arbeiten“, sagte Hollerbach.