Spitzbergen liegt in einer unwirklichen Welt im Nordatlantik. Paolo Verzone zeichnet ein anderes Bild der Arktis und von ihren wenigen Bewohnern.
Fast auf der Höhe des 80. Breitengrades liegen die wenigen Ortschaften Spitzbergens, deren Bewohner ihr Geld über viele Jahre lang im Kohlebergbau verdienten. Durch eine geologische Besonderheit befinden sich die Flöze nicht tief unter der Erde, sondern die Stollen wurden fast horizontal in die Berge oberhalb der Siedlungen getrieben. Doch der Abbau rentiert sich nicht mehr.
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Dafür ist heute die Wissenschaft auf Spitzbergen mit mehreren Forschungseinrichtungen fest verankert, wie in Ny-Ålesund, dem Ausgangspunkt für zahlreiche Nordpolexpeditionen Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Neben Wetterbeobachtungen spielen Untersuchung zur Klimaerwärmung und der Polarlichter eine große Rolle.
In der kurzen arktischen Sommersaison zwischen Ende Juni und Ende August laufen immer mehr Kreuzfahrtschiffe in die Buchten des Archipels . Außerdem landen dann Abenteurer und Aktivtouristen in kleinen Gruppen auf dem Flughafen von Longyerbyen, dem größten Ort der Insel.
Im Mittelpunkt stehen Mensch und Natur
Der berühmte Fotograf Paolo Verzone, der dreifache Preisträger des World Press Photo Award, reiste in den letzten Jahren insgesamt fünf Mal nach Spitzbergen, um die Inselwelt mit seiner Kamera einzufangen. Mit seinen Aufnahmen, die jetzt in dem Bildband „Spitzbergen“ zusammen mit einem kenntnisreichen Text der Autorin Matina Wimmer im Mare Verlag erschien ist, zeichnet er ein Bild von der kargen Landschaft und ihren Bewohnern – jenseits aller Klischees.
Er verzichtet bewusst auf Tierfotografien, den Eisbären und Moschusochsen, sondern stellt den Alltag der Forschenden in den Mittelpunkt und die Natur mit seinen poetisch anmutenden Aufnahmen, die Zeitlosigkeit und Ruhe verströmen.
Statt Sensationen zeigt er einen Sinn für Details. Seine Vorliebe gilt auch dem russischen Barentsburg und der Geistersiedlung Pyramiden, die mit verlassenen Gebäuden, einer von Möwenkot bezuckerten Lenin-Statue und einem angerosteten Antonow-Amphibienfahrzeug zu den arktischen Lost Places gehört.
Verzone erzählt mit seinen Spitzbergen-Bildern Geschichten, die die Fantasie anregen. Wie auch bei anderen Mare-Bildbänden stören keine Bildlegenden das Betrachten, sondern die Informationen finden sich am Ende des Buches. Besonders hervorzuheben ist auch die herausragende Druck- und Papierqualität des Werkes.
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