Der Umbau der Alten Försterei steht im Zentrum von Unions Zukunftsplänen. Der Bauplan steht. Für die Mitglieder gibt es eine neue Möglichkeit.
Die wohl wichtigste Neuigkeit für die Anhänger von Union Berlin sparte sich Präsident Dirk Zingler fast bis zum Ende der Mitgliederversammlung in der verregneten Alten Försterei auf. Die Köpenicker wollen weitere Anteile an ihrem Stadion an Mitglieder und Sponsoren des Clubs verkaufen.
„Es gibt nichts Wichtigeres, als die Verbindung der Menschen mit diesem Club und diesem Standort“, sagte Zingler. „Ich möchte, dass irgendwann 40.000 Eigentümer hier in dem Stadion stehen.“ Es gab viel Applaus und Gesänge für die Alte Försterei von den knapp 1.300 anwesenden Mitgliedern.
Die Ausgabe der Aktien soll im Rahmen einer Kapitalerhöhung von bis zu 60 Millionen Euro bei der Stadionbetriebs AG passieren, wie Zingler bei der Mitgliederversammlung des Fußball-Bundesligisten ankündigte. Schon 2011 hatte der Club so Anteile verkauft. Seitdem sind die Mitgliederzahlen von etwas über 10.000 aber auf 67.638 gestiegen. „Wir wollen dieses Angebot noch mal machen und den Menschen, diesen 70.000 Vereinsmitgliedern, Eigentum am Stadion geben“, sagte er vorab in einer Medienrunde.
120.000 Aktien für je 500 Euro sollen herausgegeben werden. Der Verkauf könnte der Stadionsbetriebs AG eine hohe Millionensumme bringen. Er gehe jedoch nicht davon aus, dass Aktien in Höhe von 60 Millionen Euro gezeichnet werden, sagte der 60-Jährige. Jedes Vereinsmitglied solle aber theoretisch auch Eigentümer des Stadions werden können. Ab Sommer 2026 soll die Alte Försterei umgebaut werden.
Zingler: Nicht Teil einer Finanzierungsstrategie
Auf der Hauptversammlung der AG im November soll der Beschluss gefasst werden. Ab Dezember sollen die Aktien gezeichnet werden können. Für die Aktion werben bis Ende des Jahres nun auch die Profiteams der Berliner auf der Trikot-Brust mit dem Slogan „proAF – Alte Försterei“. „Wir wollen die wertvollste Fläche unseres Clubs für uns selbst nutzen“, sagte Zingler. Deswegen habe man in dieser Saison auch bisher auf einen Sponsor dort verzichtet. Ab Januar soll es dann wieder den Schriftzug eines Partners dort geben.
Mehr als 4.000 Mitglieder griffen 2011 bei den Aktien zu. Die Konditionen sind nahezu gleich: Maximal zehn Aktien können pro Käufer erworben werden. Es gibt keine Dividenden und die Papiere werden nicht frei handelbar sein. Nur Vereinsmitglieder und Sponsoren dürfen sie kaufen. Für die Anhänger des Clubs dürften die Aktien und die dazugehörige Urkunde vor allem symbolischen Wert haben.
Das Geld sei nicht Teil einer Finanzierungsstrategie, betonte Zingler. „Es ist nicht so, dass diese Aktienausgabe den Bau finanzieren soll.“ Die Mitglieder als Eigentümer des Stadions sicherten den Club auch für die Zukunft ab. Alt-Aktionäre haben ein Bezugsrecht für die Aktien, um eine Verwässerung ihrer Anteile zu vermeiden. Davon werde der Verein als Mehrheitseigner des Stadions Gebrauch machen, erklärte Zingler.
Plan: 2026/2027 im Olympiastadion
Die Alte Försterei und das Stadiongelände sollen umfassend umgebaut werden. Einige Arbeiten haben auf dem Gelände bereits begonnen. Statt 22.012 Fans sollen künftig rund 40.000 die Spiele der Eisernen in der für ihre außergewöhnliche Stimmung bekannten Arena verfolgen können. 32.000 Steh- und 8000 Sitzplätze soll es geben.
Der aktuelle Plan bleibt: Im Sommer 2026 soll der Umbau des Stadions an sich beginnen. „Das ist der Ablaufplan, der von allen Beteiligten mitgetragen wird“, sagte Zingler. Union will in der Spielzeit 2026/2027 im Olympiastadion spielen, wo auch Stadtrivale Hertha BSC seine Heimpartien austrägt.
Den Mitgliedern wurde auf Leinwänden ein virtueller Rundgang durch einen Rohbau des neuen Stadions gezeigt. Der Zeitplan hatte sich in den vergangenen Jahren mehrfach verschoben. Zingler betonte erneut, dass es auf ein Jahr mehr oder weniger bei dem Projekt für den Club nicht ankomme. Wichtig sei: „Wir gehen erst raus, wenn wir ganz verlässlich wissen, dass wir im Jahr danach wieder hier sind.“ Die internen Bauplanungen seien inzwischen fast abgeschlossen.
Wieder Rekordumsatz
Wirtschaftlich war die Saison 2023/2024 mit der Teilnahme an der Champions League und dem nur knapp geschafften Klassenerhalt teilweise wieder ein Rekordjahr. Der Umsatz des Gesamtkonzerns stieg auf 186,397 Millionen Euro (2022/2023: 174,143 Millionen). Auch das Eigenkapital, das 2022/2023 erstmals seit langer Zeit wieder positiv war, wuchs auf 2,9 Millionen Euro. Der Gewinn nach Steuern im gesamten Konzern lag bei 1,096 Millionen Euro (2022/2023: 18,087).
In der aktuellen Spielzeit treten die Köpenicker erstmals seit drei Jahren nicht im Europapokal an. 2023/2024 betrugen die internationalen Einnahmen laut Zingler 45 Millionen Euro. Trotzdem planen die Berliner für 2024/2025 nur mit einem Umsatzrückgang von rund neun Millionen. Der Rest soll über Steigerungen bei Merchandising und Sponsoring sowie insbesondere Transfererlöse kompensiert werden.