Die Herbstferien eignen sich ideal für einen Aktivurlaub im eigenen Land. Die Anreise zu den Mittelgebirgen ist kurz, und bei goldenem Oktoberwetter macht das Draußensein besonders viel Spaß. Tipps für sieben Wanderungen.
Wandern hat sich als Trendsport etabliert, egal ob mit oder ohne Stöcke, dem schwungvollen Nordic Walken. Wir machen sieben Routenvorschläge für Herbstwanderungen, die sich besonders lohnen.
Auf den Schwingen des Habichts durch Nordhessen
Märchenhaft: Der 85 Kilometer lange Habichtswaldpfad führt durch Nordhessen
Diese Route durch den Habichtswald darf sich „Premiumweg“ nennen. Die Zertifizierung durch das Deutsche Wanderinstitut garantiert eine eindeutig markierte und erlebnisreiche Streckenführung durch eine märchenhafte Landschaft, in der einst die Gebrüder Grimm ihre Geschichten sammelten.
Der 85 Kilometer lange Wanderweg im Landkreis Kassel verbindet die größten hessischen Wacholderheiden am Dörnberg mit den letzten Urwäldern an den Steilhängen des Edersees und erklärt auf Tafeln viel über Kultur und Natur am Wegesrand. Mehrere der 26 Pensionen und Hotels entlang der Route, die an bizarren Felsen, verfallenden Burgen und durch Orte mit schmucken Fachwerkhäusern führt, locken mit günstigen Pauschalen.
Infos: www.habichtswaldsteig.de
Natur erleben: Herbstwanderwoche im Schwarzwald
Der Schluchsee ist ein heilklimatischer Kurort im Naturpark Südschwarzwald
© Petra Schneider
Wenn in den Ebenen des Rheintals morgens noch die ersten Nebel hängen, ist im Naturpark Südschwarzwald schon die Sonne zu sehen. Kleine Ortschaften zwischen den Bergen Belchen und Feldberg, wie zum Beispiel Wieden, sind für klimaneutrale Ferien bekannt: Die Anreise erfolgt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, vor Ort bleibt man mit der Inklusiv-Gästekarte mobil, die die kostenlose Benutzung von Bussen und Bergbahnen im Schwarzwald einschließt, um zu den Ausgangspunkten der Wanderungen zu gelangen. Wir empfehlen die 18 Kilometer lange Tour von Wieden auf den Feldberg. Für die Überwindung der Höhendifferenz von 500 Metern ist allerdings ein Mindestmaß an Kondition erfroderlich.
Infos: www.schwarzwald-tourismus.info und www.zumo-schwarzwald.de
Mit wenig Gefälle durch den Oberharz
Harzer Hexen-Stieg: Der Wanderweg führt über den Damm des Bärenbrucher Teich bei Buntenbock.
© Hansjörg Hörseljau
Die meisten Harz-Besucher wollen auf den Brocken, weil der kahle Gipfel mit 1141 Metern die höchste Erhebung in Norddeutschland ist. In seinem Schatten liegt ein Teil des Harz im Westen, dessen Orte viele Jahre nach der Wiedervereinigung einen Rückgang im Tourismus zu beklagen haben.
Dabei wurde gerade erst das ausgeklügelte System kleiner Stauseen, Gräben und Stollen, das die Bergleute zur Energieerzeugung entwickelten, von der Unesco als Weltkulturerbe anerkannt. Besonders angenehm sind die Wege entlang dieser von Menschenhand angelegten Wasserläufe. Auf dem Alten Dammgraben zwischen den Orten Altenau und Torfhaus kann man viel über die mehr als 300 Jahre alten Bauwerke des Oberharzer Wasserregals im Nationalpark Harz lernen.
Info: www.harzinfo.de und www.hexenstieg.de
Flacher geht’s nicht: Wattwanderung nach Neuwerk
Im Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer: eine Wattführung in den Abendstunden, am Horizont ist die Insel Neuwerk zu sehen.
© Frederik Ibxrba
Es gibt Menschen, die laufen gerne, nur mögen sie keine steilen Anstiege. Wer an der deutschen Nordseeküste unterwegs ist, dem kommen keine Hügel in die Quere. Aber statt auf einem Deich schnurstracks am Meer entlang zu laufen, wird eine Wanderung im Meer viel kurzweiliger. Bei einsetzender Ebbe geht es von Cuxhaven-Duhnen durch den grau-schwarzen Schlick bis zur Insel Neuwerk. Die zwölf Kilometer lange Strecke durch den Nationalpark Wattenmeer sollte man aus Sicherheitsgründen in einer Gruppe zurücklegen. Von Neuwerk geht es entweder bei Flut per Schiff zurück nach Cuxhaven oder man übernachtet in einem der wenigen Unterkünfte wie dem historischen Leuchtturm. Auch eine Fortsetzung der Wattwanderung am nächsten Tag bis zur Vogelinsel Scharhörn ist möglich.
Infos: www.cuxhaven.de und www.nationalpark-wattenmeer.de
Gesamtdeutscher Höhenweg: Auf dem Rennsteig
Das R markiert den Rennsteig
© Imago Images
Ein weißes „R“ markiert den Weg: Der traditionsreichste Rennsteig beginnt an dem tiefsten und nördlichsten Punkt der Route in Hörschel bei Eisenach am Mittellauf der Werra. Über den Hauptkamm des Thüringer Waldes, das angrenzende Thüringer Schiefergebirge und den nördlichen Frankenwald geht es bis zum Oberlauf der Saale nach Blankenstein – insgesamt 168 Kilometer. Wegbeschreibungen unterteilen eine Rennsteigwanderung in sechs Etappen zwischen 20 und 30 Kilometern Länge. Ausgangpunkt für die „Runst“, so die Bezeichnung einer Rennsteigwanderung, ist Eisenach, weitere Ortschaften, die sich zum Übernachten anbieten, sind Oberhof und Neuhaus.
Infos: http://rennsteig.wordpress.com und www.rennsteiglauf.de
Auf und ab in der Arena: Rund um den Zürichsee
Die ausgeschilderte Tour um den Zürichsee mit der Nummer 84 kann ein mehrtägiges Unternehmen werden
© Till Bartels
Vor den Toren Zürichs beginnt ein äußerst abwechslungsreicher Rundweg. Der 124 Kilometer lange, gut ausgeschilderte Weg um Zürich- und Obersee ist in zehn Tagesetappen aufgeteilt, die zum Teil parallel zum Ufer verlaufen, aber auch auf Aussichtsberge wie auf den 1096 Meter hohen Etzel führen. Von dort blickt man auf die Schweizer Postkartenlandschaft mit ihren Hügeln, Wäldern und der perfekten Infrastruktur, die Wanderer bestens für sich nutzen können:
Die Raddampfer, Züge und S-Bahnen befördern einen schnell zum gewünschten Streckenabschnitt oder bringen einen zurück in die Stadt. Ein Teil des Weges liegt auf der Route des Europäischen Fernwanderwegs und des Jacobwegs nach Santiago de Compostela. Weiterer Vorteil: Das Wandern lässt sich zu Beginn des Herbstes noch mit einem Bad verbinden: Die aktuelle Wassertemperatur des Zürichsees beträgt am Utoquai mitten in Zürich noch 17 Grad.
Infos: www.zuerich.com
Ohne Gepäck auf Gipfel: Durch den Bregenzerwald
Blick über Bergalmen an einem sonnigen Herbsttag in die Vorarlberger Alpenlandschaft
© Kickner
Im äußersten Westen Österreichs, in Vorarlberg, liegt der Bregenzerwald mit seinen 2000 Kilometer beschilderten Wanderwegen. Auf Themenwegen erfahren Wanderer mehr über Besonderheiten aus der Natur und Geschichte. Wer das Wandergebiet mit fachkundiger Begleitung kennenlernen möchte, nimmt an einer geführten Wanderung teil. Das örtliche Angebot umfasst kulinarische Wanderungen, Kräuterwanderungen, Gipfeltouren und auch Höhenwege ohne Gepäck, zum Beispiel durch die Voralpenlandschaft bei Sulzberg weit nach Schönenbach und Au. Ein Tipp: Wer drei Tage bleibt, erhält die Bregenzerwald Gäste-Card, der Türöffner für die kostenlose Benutzung vieler Sessellifte, Bergbahnen und des Wäderbusses.
Infos: www.bregenzerwald.at
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