Eisberge, Geysire, Wasserfälle, Vulkane: Islands Naturschauspiele verdienen einen Oskar. Verständlich also, dass der nordische Inselstaat immer mehr Schaulustige anzieht – so auch unsere stern-Autorin. Sie verrät, wie es dort außerhalb der Hauptsaison zugeht. Und was Reisende im Winter unbedingt beachten sollten.
Eisige Winde fegten über die von Felsen gerahmten Küstenorte. Es schneite und schneite und schneite. Kein Flieger startete oder landete. Touristen saßen am Flughafen Keflavík fest. Zufahrten waren gesperrt: Mitte Dezember tobten Schneestürme in Island. Unvorhersehbar, unaufhaltsam. Mein Glück: Ich war eine Woche vorher da. Kein Wind, kein Regen, keine Wolken. Islands Wetterverhältnisse verändern sich rasch und radikal – oft sogar im Stundentakt. Die richtige Kleidung, Wetter-Check, Planung der Route: Eine Islandreise sollte genau vorbereitet werden.
Island im Winter: Sie sollten sich gut vorbereiten!
Vor der Anreise studierte ich fast täglich das kleine Fleckchen Erde bei Google Maps. Es war mein abendliches Unterhaltungsprogramm. Nur rund 400 Kilometer Atlantik trennen die Westfjorde vom eisbedeckten Grönland. Das entspricht ungefähr der Luftlinie zwischen Hamburg und Frankfurt. Dass es in dem Land knapp unterhalb des nördlichen Polarkreises besonders im Winter sehr kalt ist, habe ich mir also gedacht. Und so besorgte ich mir die richtige Kleidung: Drei Thermoleggings, dicke Teddy-Hoodies, Mützen, Balaklava und Handschuhe. Das war meine Grundaustattung. Um mich als Touristin kenntlich zu machen – weil das wohl in der Natur eines deutschen Urlaubers liegt –, nahm ich zudem einen Island-Pullover mit.
Ich wusste, mit weißen Sneakern komme ich nicht weit. Also mussten warme Winterboots her. Ich entschied mich für schwarze Schnürstiefel mit dicker Sohle und tiefem Profil. Ich habe jeden Schritt in den robusten Tretern geliebt. Bequem und warm – das ist in Island das Wichtigste. Omas Wollsocken machten mein Outfit komplett.
Was keinesfalls im Koffer fehlen durfte: Badesachen. Genau, richtig gehört! An Islands Stränden baden zu gehen, empfehle ich zwar nicht – an einigen Abschnitten wäre dies lebensgefährlich – dafür sind die vielen heißen Quellen ein Traum. Badelatschen, Handtuch und Bikini flogen also im Rollkoffer mit.
Island: Es kann kalt und gefährlich werden
In Island angekommen, wurde mir schnell klar: Ohne warme Kleidung wäre ich nicht weit gekommen. Die Tagestemperatur lag teilweise bei minus sieben Grad, nachts bei minus 12. Einige Gefrierfächer sind ähnlich kalt.
Ich lieh mir ein Auto. Mein Abenteuer begann. Ich fuhr an grünen Bergkuppen vorbei, durch schwarze, krümelige Mondlandschaften. Die sonst so raue Inselnatur zeigte sich überraschend zart: Sonnenschein, kaum Wolken. Doch um sicher von A nach B zu kommen, warf ich regelmäßig einen Blick in die App „Safe Travel“. Die App wurde vom isländischen Ministerium für auswärtige Angelegenheiten entwickelt. Sie zeigt fast alle Straßen samt Glatteis, Sperrungen, Stürme & Co. in Echtzeit an. Jeder Tourist sollte sich unbedingt darüber informieren. Wenn Isländer eine Straße sperren, dann hat das Gründe.
Stern-Autorin Samira Debbeler erlebte den eisigen Winter in Island. Hier ist ihr Erfahrungsbericht.
© privat
Mein Fehler: Ich verzichtete auf dieses Gadget
Es hatte wohl auch Gründe, weshalb ich in fast jedem Reiseblog las, man solle sich Spikes für die Schuhe anschaffen. Die Ketten mit kleinen Edelstahl-Zähnchen lassen sich einfach über Schuhe stülpen. Sie geben Halt auf vereisten Wegen. Ich hielt es für übertrieben und sollte mich irren. Im Þingvellir Nationalpark bewegte ich mich wie ein scheues Reh neben all den Touristen, die mich belächelnd mit ihren Spikes überholten. Der Weg führte über rutschige Felsbrocken durch die Schlucht. Ich schaffte es zwar nicht auszurutschen, war aber im Schneckentempo unterwegs. Und schweißgebadet.
Island im Winter: Das zahlen Touristen
Was mich wirklich umhaute, waren aber dann die Preise in Island. Die Kosten für Hotels, Mietwagen und Flüge sind zwar im Winter geringer, die Lebensmittelkosten bleiben allerdings hoch. Eine traditionelle isländische Lammsuppe kostet vielerorts bereits rund 3000 ISK (ca. 20 Euro) – und hat die Größe einer Vorspeisensuppe. Hauptgerichte liegen bei ca. 4500 ISK (rund 30 Euro). Für Tee oder Kaffee zahlen Durstige 400 bis 600 ISK (3 bis 4 Euro). Die Gründe für die hohen Preise: Viele Produkte müssen importiert werden. Das atlantische Klima und die kargen Böden verschlechtern die Bedingungen für die Landwirtschaft. Zudem ist das Lohn-Niveau deutlich höher als bei uns. Mein Spar-Tipp: Auf Fünf-Minuten-Terrinen und Thermobecher zurückgreifen!
In jedem Hotelzimmer stand ein Wasserkocher bereit. Teebeutel gab es meistens gratis. Ich machte also einen großen Bogen um die teuren Teestationen in Touri-Zentren und Cafés. Ich versorgte mich selbst und entwickelte innige Gefühle für meinen praktischen Thermobecher. Und an einigen Tagen gab es dann Fünf-Minuten-Terrinen, um Geld zu sparen.
Meine Empfehlung: Warum sich eine Island-Reise im Winter lohnt
Kälte, Risiko, Preise – wer das in Kauf nimmt, sollte meines Erachtens im Winter nach Island fliegen. Es sind deutlich weniger Touristen als im Sommer unterwegs. Viele Sehenswürdigkeiten hatte ich für mich allein. Die vielen Gletscherzungen am Vatnajökull – Europas größtem Gletscher – waren menschenleer.
Stern-Autorin Samira Debbeler schwimmt in der „Secret Lagoon“ in Flúðir.
© privat
Ich fuhr stundenlang über die Ringstraße, ohne ein anderes Auto zu sehen. Zudem habe ich viel Geld gespart. Und ich habe Polarlichter gesehen. Das ist nur in den Herbst- und Wintermonaten von Oktober bis März möglich. Es war zwar sehr kalt, doch das alpine Panorma, die heißen Quellen und die beeindruckende Natur erwärmten mein Herz. Generell gilt: Wer das richtige Equipment hat, kommt selbst durch den tiefsten isländischen Winter.
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Quellen: „Safe Travel“, „Google Maps„, Deutsch-Isländische Gesellschaft Bremerhaven/Bremen e. V.