Nach dem Sturm „Helene“ ist die Zahl der Todesopfer im Südosten der USA auf mindestens 130 gestiegen. Hunderte weitere Menschen werden nach Behördenangaben vermisst. Der Sturm wird unterdessen immer mehr zum Wahlkampfthema: US-Präsident Joe Biden warf dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump am Montag vor, „Lügen“ zu verbreiten, nachdem dieser der Regierung angeblich mangelnde Hilfe für die Sturmopfer vorgeworfen hatte.
„Um das klarzustellen: Er lügt“, sagte Biden am Montag vor Journalisten im Weißen Haus. Er habe mit North Carolinas Gouverneur Ray Cooper telefoniert und auch Cooper habe Trump „gesagt, dass er lügt“. Trumps Kritik sei „falsch und unverantwortlich“.
Der Ex-Präsident Trump hatte Biden, Cooper und Vizepräsidentin Kamala Harris vorgeworfen, die Katastrophe zu ignorieren. „Ich weiß nicht, warum er das tut“, sagte Biden dazu. Was ihn wütend mache, sei Trumps Unterstellung, „dass wir nicht das Bestmögliche tun“. „Das tun wir aber“, betonte der Präsident.
Cooper, der wie Biden und Harris der Demokratischen Partei angehört, wies im Sender CNN zudem Vorwürfe Trumps zurück, repulikanische Sturmopfer im Stich zu lassen. „Es ist egal, wer sie sind. Wenn sie Hilfe brauchen, werden wir ihnen helfen“, stellte Cooper klar.
Trump war am Montag in den besonders stark betroffenen Bundesstaat Georgia gereist. Dieser ist ebenso wie North Carolina ein sogenannter Swing State, in dem das Präsidentschaftsrennen besonders knapp ist. In der Stadt Valdosta versprach der Republikaner, „viele Hilfsgüter, darunter Treibstoff, Ausrüstung, Wasser und andere Dinge“ mitzubringen.
Der Regierung in Washington warf Trump vor, nicht schnell genug auf den Sturm zu reagieren. Biden beschuldigte er, zu „schlafen“, statt sich um die Sturmschäden zu kümmern. Über Vizepräsidentin Harris, seine demokratische Rivalin bei der Präsidentschaftswahl, sagte Trump, diese sei „irgendwo unterwegs, macht Wahlkampf und sucht nach Geld“.
Biden entgegnete, er habe das Wochenende zwar in seinem Haus im Bundesstaat Delaware verbracht, aber „die ganze Zeit“ gearbeitet und stundenlang telefoniert. Harris sagte Wahlkampfveranstaltungen ab, um am Montag in Washington an einer Krisensitzung teilzunehmen. Die US-Regierung habe „das Bestmögliche“ getan, versicherte auch sie.
„Helene“ war am Donnerstag als „extrem gefährlicher“ Hurrikan der Stufe vier in Florida auf das US-Festland getroffen. Anschließend schwächte sich der Sturm zwar ab, richtete aber weiter massive Verwüstungen an. Insgesamt wurden bis Montag mindestens 130 Todesopfer durch „Helene“ registriert, wie aus einer Zählung der Nachrichtenagentur AFP auf der Grundlage von Behördenangaben und Medienberichten hervorgeht. Hunderte Menschen wurden weiter vermisst: Präsidentenberaterin Liz Sherwood-Randall sagte, von etwa 600 Menschen im Sturmgebiet gebe es bislang „keine Nachrichten“.
Florida, Georgia, North und South Carolina, Alabama und Tennessee riefen den Notstand aus. Wohnhäuser, Geschäftsgebäude, Straßen und Brücken wurden beschädigt oder komplett zerstört. North Carolinas Gouverneur Cooper sagte, in seinem Bundesstaat seien ganze Ortschaften „von der Landkarte getilgt“ worden. 1,6 Millionen Haushalte und Firmen waren laut der Website Poweroutage.us am Montag weiter ohne Strom.
Biden wird am Mittwoch in den Bundesstaat North Carolina reisen, um sich vor Ort ein Bild von den Zerstörungen und den Bedürfnissen der notleidenden Menschen zu machen. Er kündigte bereits umfassende Bundeshilfen an.
Bei großen Naturkatastrophen in den USA reagiert die Regierung in Washington auf Ersuchen der Bundesstaaten. Die Rolle des Präsidenten besteht in der Regel darin, die Hilfe zu überwachen und zu koordinieren.