2. Fußball-Bundesliga: „Gebrauchter Tag“: Heim-Debakel lässt Hertha ratlos zurück

Hertha BSC rätselt über den Blackout gegen die SV Elversberg. Das Projekt, zuhause eine Macht zu werden, ist früh gescheitert. Einen Berliner Gewinner gibt es trotzdem.

Fabian Reese saß wie versteinert auf der Tribüne und zog die Cap tief in sein Gesicht. Am liebsten hätte der verletzte Flügelspieler seine Augen wohl einfach zu gemacht, um das Berliner Elend nicht mit ansehen zu müssen. Nach einem desolaten Auftritt vor Heimpublikum hat Hertha BSC gegen die SV Elversberg mit 1:4 (0:2) verloren. Das Projekt, nach überzeugenden Auswärtsauftritten auch im Olympiastadion eine Macht zu werden, ist gescheitert, bevor es begonnen hat. 

Gegen die Saarländer ließen die Berliner all jene Qualitäten vermissen, die zum 2:0 beim 1. FC Nürnberg geführt hatten. „Wir sind vorne nicht effektiv genug. Wir arbeiten uns nicht genug Chancen heraus. Warum uns das passiert, weiß ich auch nicht“, rätselte Offensivspieler Luca Schuler und fasste den Nachmittag als „extrem beschissen“ zusammen. Genau wie seine Teamkollegen wirkte der 25-Jährige nach der deftigen Klatsche ratlos.

Zwei Elfmetertore für Elversberg 

Semih Sahin mit je einem verwandelten Foul- und Handelfmeter (4. Minute/65.), Luca Schnellbacher (30.) und Muhammed Damar (52.) erzielten die Tore für die mutigen Gäste. Mickaël Cuisance (60.) traf vor rund 40.000 Zuschauern für die Hausherren, die nur noch einen Punkt vor Elversberg liegen. 

Einziger Gewinner aus Berliner Sicht war der 16-jährige Boris Lum, der zum jüngsten Profi der Hertha-Historie avancierte. „Ein extrem talentierter, sehr, sehr fleißiger Junge. Es gibt nicht viele, die in dem Alter schon auf dem Niveau spielen können“, lobte Schuler Herthas Eigengewächs.

Für Sportdirektor Benjamin Weber blieb es aber trotz Lums Debüt ein „gebrauchter Tag“. Die Mannschaft sei überhaupt nicht da gewesen. Auch der 44-Jährige suchte vergeblich nach Erklärungsansätzen für die Schwankungen in dieser Saison und bislang nur drei Siegen aus sieben Spielen. „Eine richtige Erklärung habe ich nicht. Außer, dass wir schlecht reingekommen sind und nicht zwingend waren“, bemängelte Weber.

Doch keine 12-Punkte-Wochen

Die Fans hatten eigentlich von 12-Punkte-Wochen geträumt. Die Duelle mit den vermeintlich schwächeren Mannschaften aus Nürnberg, Elversberg sowie Schalke und Braunschweig ließen die blau-weißen Anhänger vom Vorstoß in die Aufstiegsränge träumen. Doch wie ein Aufsteiger präsentierte sich der finanziell stark angeschlagene Zweitliga-Club schon lange nicht mehr. „Jeder muss eine Schippe drauflegen. Wir brauchen mehr Chancen. Wir müssen Gegner, damit erdrücken“, appellierte Schuler an seine Teamkollegen.