Eine Nacht lang kämpfen die Ärzte um das Leben von Muriel Furrer. Am Freitagmittag stirbt die Schweizer Nachwuchsfahrerin nach ihrem Sturz bei der WM.
Um 14.48 Uhr stand die Radsport-Welt einen Augenblick still. Muriel Furrer ist tot – der Weltverband teilte mit, was viele längst befürchtet, aber in den Gedanken am liebsten verdrängt hatten. Die 18 Jahre alte Schweizerin erlag ihren Verletzungen, die sie sich bei einem Sturz im WM-Rennen der Juniorinnen in Zürich tags zuvor zugezogen hatte. Furrer starb im Züricher Universitätskrankenhaus.
„Das ist so traurig. Mögest du in Frieden ruhen, Muriel. Mein aufrichtiges Beileid an ihre Familie und Freunde“, sagte der Ex-Profi und heutige ZDF-Experte Marcel Kittel. „Die Radsport-Welt hat eine Fahrerin mit einer großartigen Zukunft verloren. Unsere Gedanken sind bei der gesamten Familie und den Freunden von Muriel. Ruhe in Frieden, liebe Muriel“, schrieb das Team Visma des zweimaligen Tour-de-France-Siegers Jonas Vingegaard auf dem Instagram-Profil von Furrer.
Dort hatte sich zuvor Sandra Mäder mit bewegenden Worten gemeldet. Mäder hatte im Juni 2023 ihren Sohn Gino verloren, der einen Tag nach seinem Sturz auf der Abfahrt vom Albula-Pass bei der Tour de Suisse im Alter von 26 Jahren gestorben war.
„Ich fühle so extrem mit Deiner Familie. Sei stark“, schrieb Mäder und wandte sich direkt an die Eltern: „Liebe Familie Furrer, ich fühle mit Euch. Ganz intensiv und ich weiß so sehr, wie es Euch jetzt gehen muss. Haltet Euch fest. Ich wünsch Euch ganz viel Kraft, diese Stunden durchzustehen.“
Spekulationen um späte Rettung von Muriel Furrer
Als die Nachricht von Furrers Tod die Titelkämpfe an der Goldküste des Zürichsees endgültig in ein dunkles Licht tauchte, fuhren die U23-Männer gerade ihr Rennen aus. Die WM war am Morgen auch auf Wunsch von Furrers Familie hin fortgesetzt worden. Wie es genau zum Sturz gekommen war, ist noch unklar. Die Untersuchungen laufen. Die Siegerehrung für die U23 sollte in ruhigem Rahmen ablaufen, die Interviewzone für Sportler wurde geschlossen.
Bekannt ist, dass Furrer in einem Waldstück auf der Runde auf der Nordseite des Zürichsees zu Fall gekommen war, die in allen Straßenrennen gefahren wird. Die Zeitung „Blick“ berichtete von mehr als fragwürdigen Umständen der Rettung. Demnach sei ein Helikopter erst eine Stunde nach Rennende in dem Waldstück gelandet, wo Furrer im Unterholz gefunden worden sein soll. Der Weltverband und das Organisationskomitee möchten sich am Nachmittag um 17.00 Uhr dazu äußern.
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Häufung schwerer Stürze
In der jüngeren Vergangenheit häufen sich schwere Stürze im Radsport. Im Juli war der Norweger André Drege bei der Österreich-Rundfahrt auf der Abfahrt vom Großglockner gestürzt und ums Leben gekommen. Im Juni 2023 war Mäder auf der Abfahrt des Albula-Passes von der Straße abgekommen. Mäders Tod hatte eine Debatte um die Sicherheit im Radsport angestoßen.
Seitdem hat sich auch etwas getan. „Die Streckenabsicherung ist deutlich besser geworden, auch die Streckenführung. Man kann das Risiko nicht auf null reduzieren“, sagte der deutsche Radprofi Simon Geschke. Der 38-Jährige erklärte, viele Stürze passierten an sehr übersichtlichen Stellen durch Fahrfehler oder andere Einflüsse. Die Fahrervereinigung CPA sei jedoch deutlich einflussreicher geworden und arbeite besser. „Es dauert halt etwas und geht nicht von heute auf morgen“, sagte Geschke.
Rundkurs eigentlich gut für Sicherheit
Für die Sicherheit auf der WM-Strecke, eine 27 Kilometer lange Runde durch das Züricher Umland, bekamen die Organisatoren Lob der Fahrer. „Hier hat man viel gemacht. Viele Verkehrsinseln und Hindernisse wurden abgebaut“, sagte WM-Fahrer Maximilian Schachmann. Auch seine deutsche Teamkollegin Franziska Koch hob hervor, dass sich seit der Streckenbesichtigung vor einigen Wochen viel getan hat: „Da stand ab und an noch eine Insel im Weg, doch das ist jetzt alles frei. In der Hinsicht haben sie echt gute Arbeit gemacht.“
Dass es sich um einen Rundkurs handelt, macht die WM-Strecke aus den Erfahrungen der Fahrer ebenfalls sicherer. „Wir Fahrer wissen, was auf uns zukommt und können das Risiko besser kalkulieren“, sagte Schachmann. Viele Stürze resultieren gerade bei Rundfahrten daraus, dass die Fahrer die Strecke nicht komplett im Detail kennen und Kurven und Gefahrenstellen anders einschätzen.