Chinas Wirtschaft hat sich seit der Corona-Pandemie nicht wie erwartet erholt. Lange versuchte Peking, mit pointierten Maßnahmen die Probleme anzugehen. Doch die Dringlichkeit scheint höher denn je.
Chinas Zentralbank hat eine wichtige Rate für Banken gesenkt, um der angeschlagenen Wirtschaft unter die Arme zu greifen. Durch die Reduzierung der Mindestreserven um 0,5 Prozentpunkte müssen Banken weniger Pflichtguthaben einbehalten, wie aus einer Mitteilung in Peking hervorging. Damit steht den Finanzinstituten mehr Geld zur Verfügung, um Kredite auszugeben oder Staatsanleihen etwa zur Finanzierung von Infrastruktur zu kaufen.
Damit will die Zentralbank nach eigenen Worten an ihrem „unterstützenden geldpolitischen Kurs“ festhalten. Der Gouverneur der Bank, Pan Gonsheng, hatte bereits vor einigen Tagen ein ganzes Maßnahmenpaket angekündigt.
Zuvor ungewöhnliches Treffen
Die Zinssenkung folgt einen Tag nach einem Treffen des Politbüros, bei dem jener innere Führungszirkel der Kommunistischen Partei überraschend die Lage der Wirtschaft auf die Agenda gesetzt hatte. Üblicherweise bespricht die Partei die ökonomische Situation später im Jahr, weshalb Beobachter in dem Treffen ein Zeichen erhöhter Dringlichkeit sahen, um die strauchelnde zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt zu unterstützen.
Experten hatten schon länger gewarnt, dass China sein selbst gestecktes Wachstumsziel von rund fünf Prozent in diesem Jahr unter anderem wegen der Immobilienkrise und des schwachen Konsums im Inland nicht erreichen könnte. Der offizielle Bericht des Politbüro-Treffens stellte etwa mehr Staatsausgaben und Hilfe für die Immobilienbranche in Aussicht – ohne genaue Details zu nennen. An Chinas Finanzmärkten löste die Nachricht sowie Gerüchte über die Sonderausgabe von Staatsanleihen, um den schwächelnden Konsum anzukurbeln, eine Kurs-Rally aus.