Die Hochwasserlage in Brandenburg hat sich entspannt. An allen Pegeln entlang der Oder wurden am Freitagmorgen die Werte für die Alarmstufe vier wieder unterschritten, wie aus Daten des Landesumweltamts in Potsdam hervorging. Unterdessen mahnte Brandenburgs Umweltminister Axel Vogel (Grüne) mehr Schutzmaßnahmen gegen mögliche zukünftige Überschwemmungen an.
Am Pegel in Ratzdorf wurde am Freitagmorgen ein Wasserstand von 5,88 Metern gemessen. In Eisenhüttenstadt waren es 6,28 Meter, in Frankfurt an der Oder 5,95 Meter. Das waren jeweils wenige Zentimeter unter dem Pegelstand, ab dem Warnstufe vier gilt. An allen drei Orten wurde mit einem weiteren Rückgang gerechnet. Vorerst blieb die höchste Alarmstufe noch bestehen.
Größere Schäden richtete das Hochwasser in Brandenburg ersten Erkenntnissen zufolge nicht an. In Frankfurt an der Oder sei es zwar zu mehreren kleineren Wasserdurchbrüchen gekommen, etwa an der aktuellen Hochwasserschutzbaustelle im Bereich der nördlichen Oderpromenade, teilte die Stadt mit. Diese seien von den Einsatzkräften aber jeweils schnell unter Kontrolle gebracht worden.
Weiter flussabwärts wurden unterdessen an den Pegeln Kienitz Wasserstände der ersten Alarmstufe erreicht. Nach Prognosen des Landesumweltamts sollte Stufe eins aber nicht überschritten werden, weil Teile des Wassers vorher in die Warthe abfließen. Auch in Hohensaaten-Finow noch weiter nördlich stiegen die Pegel leicht, dort wurde Alarmstufe eins bereits ausgerufen. Für das Wochenende wurde dort mit einem Anstieg des Wasserstands auf den Wert der Alarmstufe zwei gerechnet, der ab Montag aber wieder zurückgehen sollte.
Auch wenn sich die Lage an der Oder aktuell entspanne, müsse nun der Hochwasserschutz verbessert werden, sagte Umweltminister Vogel im Rundfunk Berlin-Brandenburg. Was sich in Tschechien, Österreich und Polen abgespielt habe, „hätte sich genauso gut bei uns abspielen können, wenn die Niederschläge hundert Kilometer weiter im Westen runtergegangen wären“, sagte er. Hochwasserschutz sei auch Klimaanpassung.
Nun gelte es, auch andere Flüsse in den Blick zu nehmen. „Das ist die Schwarze Elster, das ist ein Stück weit die Spree, das ist aber vor allen Dingen die Neiße, an der erst 30 Prozent der Deiche überhaupt erneuert sind.“ Die Schwarze Elster habe inzwischen viel zu wenig Platz, sagte Vogel.
Der Minister kritisierte, dass nach wie vor in Überschwemmungsgebieten gebaut werde. Das bestehende allgemeine Bauverbot habe zu viele Ausnahmen. Dass Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) Überschwemmungsgebiete mit völligem Bauverbot wolle, halte er für absolut richtig und auch für erforderlich.