Ein zweiter Nationalpark in NRW soll die Artenvielfalt schützen. Doch vor Ort herrscht wenig Begeisterung für die Idee der Landesregierung. Am Niederrhein entscheiden jetzt wohl die Bürger selbst.
Bei der schon fast gescheiterten Standortsuche für einen zweiten Nationalpark in Nordrhein-Westfalen haben am Niederrhein wohl bald die Bürger das letzte Wort. Der Kreistag in Kleve entscheidet am Donnerstag (16.00 Uhr), ob der Kreis seinen Widerstand gegen einen von der Landesregierung geplanten Nationalpark aufgibt. Rund 15.500 Menschen hatten das mit einem Bürgerbegehren gefordert.
Bislang hat die Mehrheit aus CDU und FDP in dem Kommunalparlament aber klargemacht, dass sie auch weiterhin nichts von der Ausweisung eines Nationalparks im Reichswald bei Kleve hält. Bleibt es bei diesen Positionen, käme es zu einem Bürgerentscheid, bei dem die Wähler im Kreis selbst das letzte Wort hätten.
Mehr Artenvielfalt oder Belastung für die Wirtschaft?
In einem Nationalpark genießt die Natur größtmöglichen Schutz. Bislang gibt es in NRW einen Nationalpark in der Eifel. Doch das reiche nicht aus, argumentiert Umweltminister Oliver Krischer (Grüne). Fast jede zweite Tier-, Pilz- und Pflanzenart im Land stehe auf der „Roten Liste“ – sei also gefährdet, vom Aussterben bedroht oder bereits ausgestorben. Um die Artenvielfalt zu verbessern, hat die schwarz-grüne Landesregierung in ihrem Koalitionsvertrag die Ausweisung eines zweiten Nationalparks vereinbart. „Ohne eine intakte Natur, ohne ein wildes und lebendiges Nordrhein-Westfalen, sind unsere Lebensgrundlagen gefährdet“, betont Krischer.
Kritiker hingegen fürchten durch einen Nationalpark Einschränkungen für die örtliche Wirtschaft. So darf in einem Nationalpark bis auf wenige Ausnahmen keine Forstwirtschaft betrieben werden, Windräder dürfen nicht aufgestellt werden und auch für Wanderer und Radfahrer sind kleinere Einschränkungen zugunsten der Natur möglich. Im Kreis Kleve warnt etwa die CDU zudem vor möglichen Einschränkungen bei der Versorgung der Menschen mit Trinkwasser aus dem Reichswald.
Kleve ist die letzte verbliebene Option
Sechs Regionen in NRW wären nach Einschätzung der Landesregierung geeignet als Nationalpark. Doch überall lehnten die politischen Gremien die Idee ab. Vor allem CDU und FDP stellten sich in den Kreistagen gegen das Naturschutzprojekt, während Grüne und SPD meist dafür waren. Auch bei Bürgerentscheiden zuletzt im Kreis Paderborn und im Kreis Höxter stimmte eine Mehrheit der Menschen gegen die Ausweisung eines Nationalparks in ihrer Region.
Die letzte verbliebene Option für Umweltminister Krischer, der das Projekt federführend vorantreibt, ist nun der Reichswald am Niederrhein. Die Landesregierung hatte aber immer betont, dass sie keiner Region einen Nationalpark aufzwingen werde.
Nach den Plänen der Kreisverwaltung würde der Bürgerentscheid im Kreis Kleve als reine Briefwahl ablaufen. Die Stimmberechtigten müssten ihr Kreuzchen bis Mitte Dezember machen.
Nationalpark-Seite NRW