Schon lange vor ihrer Beziehung mit John Lennon war Yoko Ono eine bekannte Künstlerin. Eine große Ausstellung in Düsseldorf zeigt: Ihr radikaler Ansatz wirkt bis heute.
Viele verbinden den Namen Yoko Ono vor allem mit John Lennon. Doch schon lange vor ihrer Ehe mit dem Beatles-Musiker war die heute 91 Jahre alte Yoko Ono berühmt als Performancekünstlerin und Friedensaktivistin. In Düsseldorf sind ab Samstag die Arbeiten der Pionierin der Konzept- und Fluxuskunst zu sehen, die bis in die 1950er Jahre zurückreichen. Nach der Tate Modern in London macht die umfassende Ausstellung „Yoko Ono: Music of the Mind“ mit mehr als 200 Werken Station in der Kunstsammlung NRW (K20). Die Schau entstand in Kooperation beider Museen.
„Yoko Ono war schon in der Zeit, in der sie mit John Lennon gearbeitet hat, eine gefeierte Künstlerin und auch ein Star“, sagt Kunstsammlungschefin Susanne Gaensheimer. „Sie ist eine Visionärin und eine mutige Frau, eine ganz wichtige Künstlerin, die die moderne Kunst des 20. Jahrhunderts extrem beeinflusst hat.“ Die teils 60 bis fast 70 Jahre alten Filme, Fotografien, Installationen und „Instruktionen“ der hochbetagten Künstlerin sind noch heute erstaunlich aktuell und wirken gar nicht angestaubt.
Kunst zum Mitmachen
Die Ausstellung ist ein Event zum Mitmachen. Besucher und Besucherinnen sind dabei eingeladen, Onos Instruktionen zu folgen: Sie können fremden Menschen die Hand schütteln, Schach gegeneinander nur mit weißen Figuren spielen oder sich mit schwarzen Säcken verhüllen. Über 60 Jahre alt ist die Sack-Performance – und sie wirkt bis heute. Die Säcke würde man heute wohl mit Burkas von Frauen in Afghanistan verbinden, sagte Gaensheimer.
Humorvoll sind Onos Instruktionen wie „Trete in alle Pfützen der Stadt“ oder „Schreib fünfhundert Telefonnummern auf eine Leinwand auf eine Stelle, die so groß ist wie deine Handfläche“. Immer wieder hebt Ono so die Grenzen zwischen Kunst und Publikum auf.
Die 1933 in Tokio geborene Ono Ono war auch eine Vorreiterin des Feminismus. In der Performance „Cut Piece“ von 1964 ist zu sehen, wie Männer und Frauen ihr Stück für Stück die Kleidung vom Körper schneiden. „Das ist für die Entwicklung der Emanzipation der Frau nicht nur in der Kunst, sondern auch als Selbstverständnis der Frau so wichtig“, sagt Gaensheimer. In einem anderen Film krabbelt in Nahaufnahme eine Fliege über die Brustwarze einer nackten Frau.
Yoko Ono als Friedensaktivistin
Die Ausstellung zieht sich durch das gesamte K20, an der Fassade prangt der Spruch „Peace is Power“, der Himmel ist in einer Live-Übertragung zu sehen und Friedensparolen von Yoko Ono sind auch in der Düsseldorfer Innenstadt zu entdecken.
Für den Weltfrieden engagierte sich auch das Liebespaar Yoko Ono und John Lennon. Begleitet von Hunderten Reportern und Künstlern lagen sie tagelang im Bett, um für Frieden zu demonstrieren. Bis heute werfen Beatles-Fans Ono vor, die Band zerstört zu haben.
Ob ein Film, in dem 200 menschliche Hintern zu sehen sind, oder ein frischer grüner Apfel, der auf einem Acrylsockel im Verlauf der Ausstellung vergammeln darf: Yoko Ono regt immer wieder zum Nachdenken über Kunst an. Und sie ist einfach auch eine lustige Künstlerin.