Als sie vom Anschlag auf Donald Trump erfuhr, sei sie zum Fernseher gerannt. So schildert es Melania Trump in ihrem ersten Interview seit Jahren.
Sie war ein Phantom. Mehr als zwei Jahre lang hat Melania Trump kein Interview mehr gegeben. Auf dem Parteitag der Republikaner, bei dem ihr Ehemann Donald Trump zum dritten Mal als Präsidentschaftskandidat nominiert wurde, war die frühere First Lady zwar anwesend, sprach aber nicht. Nun hat sie ihr Schweigen gebrochen, um ein neues Buch zu vermarkten – und um Wahlkampf für ihren Mann zu machen. „Ich unterstütze ihn“, sagte sie direkt zu Beginn des Gesprächs auf Fox News. „Ich weiß, mit welcher Leidenschaft er Amerika wieder großartig machen will.“
Für ihre Rückkehr ins Rampenlicht hat sich die 54-Jährige ein sicheres Terrain ausgesucht. „Fox & Friends“ ist das Frühstücksfernsehen von Fox News und Moderatorin Ainsley Earhardt gilt als Trump-freundlich. Am Donnerstag wurden etwa zwölf Minuten des Interviews ausgestrahlt, am Sonntag soll das vollständige Gespräch in einer einstündigen Sondersendung gezeigt werden.
Melania Trump nennt das Überleben ihres Mannes beim Attentat ein Wunder 16.40
Melania Trump schildert darin unter anderem, wie sie die Attentatsversuche auf ihren Ehemann erlebt hat. Als sie von dem Schuss in Pennsylvania im Juli hörte, sei sie „zum Fernseher gerannt“. Sie haben ihn auf dem Boden gesehen und nicht gewusst, „was wirklich passiert ist“. Unmittelbar danach habe sie ihren Mann telefonisch zunächst nicht erreicht und erst etwas später vom Secret Service erfahren, dass Donald Trump wohlauf sei.
Besonders schwierig sei das Gespräch mit ihrem Sohn Barron über das Attentat gewesen. „Er war draußen und machte Sport, stürmte hinein und es war sehr, sehr schwierig“, sagte Melania Trump. Dass ihr Mann die beiden Anschlagsversuche überlebt habe, bezeichnete die frühere First Lady als ein „Wunder“. Und fügte hinzu: „Er könnte, wissen Sie, er könnte nicht mehr bei uns sein.“
Ehe zwischen Donald und Melania Trump wirft seit Jahren Fragen auf
Das Verhältnis zwischen Donald und Melania Trump gilt seit Jahren als rätselhaft. In sozialen Medien gingen immer wieder Videos viral, in denen das frühere Model bei öffentlichen Auftritten körperlich auf Distanz zu ihrem Mann ging und beispielsweise seine Hand zurückwies, nachdem er ihre greifen wollte. Nicht nur in Klatschmedien wird immer wieder gemutmaßt, ob und wann Melania Trump die Scheidung einreichen könnte – dazu gekommen ist es aber nie.
Dass sie nun ein solches Interview gibt und sich im Wahlkampfendspurt in den Dienst ihres Mannes stellt, ist wichtig für Donald Trump. Vor allem bei Wählerinnen kommt er laut Umfragen nicht besonders gut an. Freundliche Worte der bislang schweigsamen Ehefrau kommen da gerade recht.
Zumal Melania Trump im Frühjahr dieses Jahres ungewollt im Lichte der Öffentlichkeit stand, zumindest indirekt. Im sogenannten Schweigegeldprozess in New York sagte die frühere Pornodarstellerin Stormy Daniels aus, wie es 2006 zum Sex mit Donald Trump am Rande eines Golfturniers gekommen sei.
Take Aways: Stormy Daniels sagt aus 6:39
Trump und Daniels hätten sich zunächst etwa zwei Stunden unterhalten. Er habe von Daniels wissen wollen, ob sie regelmäßig auf Geschlechtskrankheiten getestet werde und ob sie mit den anderen Darstellern auch abseits der Kamera schlafe. Danach habe er Daniels ein Bild von seiner Ehefrau Melania gezeigt und ihr versichert, sie würde nicht im gleichen Zimmer schlafen. Abschließend sei es zum Sex gekommen. Zu jener Zeit war Melania Trump schwanger – eine Tatsache, auf die selbst Joe Biden in seinem missglückten TV-Duell gegen Trump im Juli hinwies.
Melania Trump klingt fast – wie ihr Mann
Die frühere First Lady hatte ihren Ehemann nicht ins Gericht begleitet. Politische Beobachter werteten das als eine Art Botschaft, dass er diesen Skandal ohne ihre Unterstützung überstehen müsse. In einem Interview nach dem Schuldspruch sagte Donald Trump über Melania: „Ihr geht es gut, aber ich glaube, es ist sehr hart für sie.“ In vielerlei Hinsicht sei der Prozess für seine Familie härter gewesen als für ihn selbst.
Zumindest in den ersten Ausschnitten wurde Melania Trump von Fox News nicht nach den Aussagen von Stormy Daniels im Schweigegeldprozess gefragt – auch die Beziehung zu Donald Trump spielte keine Rolle. Politisch stellt sie sich dafür im Wahlkampfendspurt voll hinter ihn. „Das Land leidet“, sagte Melania Trump, „weil die Menschen nicht in der Lage sind, die Dinge des täglichen Bedarfs für ihre Familien zu kaufen“. Überall auf der Welt würden Kriege stattfinden und Soldaten sterben. Die Grenze sei offen und gefährlich.
Es klang fast so, als würde Donald Trump sprechen.