Saug-Wisch-Roboter im Test: Der vielleicht beste Saugroboter? So schlägt sich der Roborock Qrevo Curv

Saugroboter haben eine erstaunliche Entwicklung hinter sich. Doch ein paar Probleme haben selbst die teuersten noch. Der Roborock Qrevo Curv soll vieles noch besser machen.

Die Zeiten, in denen Saugroboter laut pfeifend völlig planlos durch die Wohnungen fuhren, sind lange vorbei. Inzwischen sind die meisten Haushaltshelfer vollgestopft mit neuester Technik und kennen die Buden ihrer Besitzerinnen und Besitzer vielleicht sogar besser als diese selbst. Eigentlich zählt nur noch, dass man sich um möglichst nichts mehr kümmern muss und die Sauberkeit quasi wie von Geisterhand zumindest auf einem gewissen Level gehalten wird.

Die Probleme aktueller Modelle lassen sich dabei grob zusammenfassen: Egal wie teuer, in den meisten Saugrobotern verstopfen lange Haare die Bürsten. Sollten die Geräte auch wischen können, muss man nach der Reinigung an den Wechsel des Lappens denken, da es sonst schimmeln kann. Mancher Roboter scheitert zudem an höheren Schwellen und die Hinderniserkennung ist bei vielen wirklich nicht perfekt. Und zu guter Letzt: Die Stationen der Robos sind allesamt keine Augenweide.

Ein Saugroboter, der keine Haare aufwickelt

Der Roborock Qrevo Curv will vieles anders machen – vor allem die Sache mit den langen Haaren. Dafür hat der Hersteller eine neue Bürste eingebaut, sie nennt sich „DuoDivide“. Dahinter stecken zwei voneinander getrennte Bürsten, zwischen denen eine kleine Lücke klafft. Hier sollen Haare durch die Drehung abgestreift und dann aufgesaugt werden. 

Der Roborock Qrevo Curv ist eine Weiterentwicklung zum Qrevo Master (hier im Test). Die sogenannte „DuoDivide“ Hauptbürste verhindert, dass sich lange Haare verfangen und den Roboter verstopfen
© Roborock

Da sich das beim S7 MaxV Ultra (hier im Test) über die Zeit als eines der größten Probleme erwies, sollte das auch im Test als erstes geklärt werden. Und tatsächlich: Nach mehrmaliger Reinigung des Badezimmers, in dem häufig längere Haare auf dem Boden liegen, war an der Bürste nichts zu sehen. Diese Sorge gehört beim Qrevo Curv also tatsächlich der Vergangenheit an.

Eine weitere große Änderung, die Roborock im neuesten Modell erstmals verbaut, ist das kunstvoll Adaptilift genannte Fahrwerk. Damit kann der Roboter Schwellen von bis zu vier Zentimetern erklimmen, wodurch Höhenunterschiede zwischen Zimmern oder Türschwellen kein Problem mehr darstellen sollen. 

Im Test funktionierte auch das, hatte allerdings eine Kehrseite. Denn sehr niedrige Gestelle von Möbeln, etwa von einem Nachttisch, überwindet der Roboter einfach. Da er sich dann allerdings in einem Wust von Streben und Erhöhungen befindet, schaffte er es manchmal nicht, sich daraus zu befreien. Wenn man das weiß, lassen sich in der App für solche Fälle kleinere Sperrzonen einrichten, die der Roboter dann zuverlässig meidet.

Theoretisch sieht der Qrevo Curv alles, trotzdem fährt er drüber

Das ist auch ein kleiner Minuspunkt bei diesem Luxus-Roboter, der hoffentlich mit der Zeit besser wird: Die Hinderniserkennung arbeitet trotz zahlreicher Sensoren und der Kamera nicht immer gut. Mal prescht der Qrevo Curv über ein Kabel, dann fährt er einen Schuh aus dem Weg oder arbeitet sich am Schreibtischgestell ab, als müsse er sich einen Weg auf die Platte bahnen. Da Roborock hier mit einer KI arbeitet, bleibt aber die Hoffnung, dass sie mit jedem Update etwas schlauer wird.

Der Roborock Qrevo Curv überwindet Schwellen bis zu vier Zentimeter. Das schafft er, da er sein Laufrad anheben kann. Leider überwindet der Roboter damit auch kleinere Möbelgestelle und verfing sich im Test unter dem Nachttisch. Da hilft nur eine Sperrzone.
© Roborock

Auf der anderen Seite bietet das höhenverstellbare Fahrwerk erstmals auch die Möglichkeit, dem Roboter nach der Kartierung mitzuteilen, wo hochflorige Teppiche liegen. Dort kann man dann gesondert ein Anheben des Gehäuses einstellen, um die Reinigungsleistung zu verbessern und den Kontakt mit den Wischtüchern zu vermeiden.

Theoretisch muss man die Wohnung für den Roborock Qrevo Curv also nicht gesondert präparieren. Solange man damit leben kann, dass er vielleicht mal einen Schuh verstellt und darauf geachtet hat, dass keine kleineren Hindernisse wie Kabel herumliegen, verrichtet er seinen Dienst sicher und zuverlässig. Wie bei jedem Saugroboter auch verbessert man das Reinigungsergebnis natürlich immens, wenn man vorher die gleichen Vorkehrungen trifft, die man beim manuellen Durchwischen auch getroffen hätte. Das heißt: Boden freiräumen, Stühle hochstellen, Vorhänge hochbinden und Engstellen vermeiden.

Eine (fast) lückenlose Reinigung

Erst dann profitiert möglichst viel Fläche von der wirklich herausragenden Saug-Wisch-Leistung des Roborock Qrevo Curv. Mit 18.500 Pascal Saugkraft bietet er nach Herstellerangaben die höchste Leistung aller Anbieter. Zumindest im Vergleich auf dem Papier stimmt das, kurioserweise übertrifft Roborock sogar das fast gleichnamige Modell Qrevo Master (hier im Test) um 85 Prozent. Die Sorge, dass der Curv dabei auch wesentlich lauter sein könnte, lässt sich nehmen: Im Test war er kaum wahrnehmbar.

Den Dreck holt sich der Roborock nicht nur durch seine hervorragende Navigation, sondern auch durch die ausfahrbare Seitenbürste, die Staub und Schmutz auch aus Ecken pult, in die der Roboter aufgrund seiner runden Form nicht selber fahren kann. Roborock spricht von einer hundertprozentigen Kanten- und Eckendeckung. In der Realität ist er zwar nah dran, aber nicht perfekt. Besonders an komplizierten Stellen, beispielsweise sehr engen Winkeln, lässt er schonmal Staub liegen. 

Im Vergleich zum S7 MaxV Ultra aber reinigt er deutlich besser. Das trifft insbesondere auf die Wischleistung zu. Der Qrevo Curv arbeitet mit zwei rotierenden Mopps, die sich 200 Mal pro Minute drehen. Damit reinigt der Roboter fast so gut, als würde man selbst mit wenig Kraft den Boden wischen. Auch die beiden Wischtücher kann der Roboter seitlich ausfahren, erwischt also auch damit die meisten Ränder und Ecken. Einen Wassertank hat der Roboter nicht. Er hält die Tücher also durch Zwischenstopps in der Station feucht, bei denen die Tücher auch gereinigt werden. Trotz fehlendem Wasservorrat hatten die Mopps dennoch immer genug Feuchtigkeit, um den Boden vernünftig zu wischen.

Die ausfahrbare Seitenbürste und das Kantenwischsystem sind auch beim Qrevo Curv an Bord. Damit kommt der Roboter in (fast) jede Ecke und wischt auch entlang der Kanten, was insgesamt zu einem besseren Ergebnis führt
© Roborock

Im Test putzte der Roboter insgesamt wirklich gut, Probleme hatte er lediglich mit eingetrocknetem Ketchup in einer erhöhten Menge. Die Wischtücher entfernten den Fleck zwar grob, ließen aber sichtbare Rückstände liegen. Hätte man ihn noch ein-, zweimal arbeiten lassen, wäre aber wohl auch dieser Fleck verschwunden. 

Wichtig: Der Roboter kann nicht erkennen, ob es getrocknete Flecken oder feuchte Pfützen sind. Da er zuerst saugt und dann wischt, sollte man ihn auf keinen Fall in Limonade, Milch oder ähnliche Flecken fahren lassen.

Für 72 Quadratmeter Fläche benötigte er im Test 80 Minuten, der Akku hätte wohl für zwei Durchgänge bei höchster Saugleistung gereicht. Anders als andere Modelle von Roborock kehrt der Qrevo Curv nämlich erst bei 14 Prozent Restenergie in die Station zurück. Eigentlich ist auch das noch viel zu großzügig, aber immerhin ist es deutlich besser als der S7, der bei 20 Prozent bereits die Arbeit niederlegt.

Die Station hegt und pflegt den Haushaltshelfer

Die Station des Roborock Qrevo Curv ist der eigentliche Star – denn hier bekommen Käuferinnen und Käufer erstmals keinen Kasten, sondern einen Hauch von einem Designermöbel in die Wohnung gestellt. Das sieht immer noch nicht wirklich schick aus, da sie sehr klobig ist, wirkt aber wesentlich eleganter als die sonst üblichen kantigen Kanisterhalterungen. Abgeschaut hat sich Roborock das vielleicht bei der unbekannteren Marke Narwal (hier im Test).

An Funktionen mangelt es der Station nicht: Sie lädt, reinigt und entleert den Roboter eigenständig und sorgt dafür, dass er innerhalb kurzer Zeit wieder einsatzfähig ist. Die Wischtücher wäscht die Station dabei mit 75 Grad heißem Wasser, was laut Hersteller 99,99 Prozent aller Bakterien und Keime beseitigt. Ist der Roboter mit seiner Aufgabe fertig, trocknet die Station die Tücher nach der finalen Reinigung, sodass sich kein Schimmel bilden kann. 

Saugroboter Warentest 2023    19.45

Die Station ist überdies auch in der Lage, sich selbst zu reinigen. Das geschieht mit einem Knopfdruck und dauert wenige Minuten. Zwar lässt sich der Wascheinsatz auch mit einem Handgriff entfernen, theoretisch muss man aber kaum noch selbst Hand anlegen. Die einzigen Aufgaben, die wirklich bleiben, sind das Auffüllen und Entleeren der Wassertanks und das Wechseln der Staubbeutel. Eine Alternative mit Festwasseranschluss gibt es übrigens nicht – sonst bliebe wirklich nur noch der Beutel. Ein Beutel kostet im Netz übrigens etwa zwei Euro, im Lieferumfang ist ein Ersatz „großzügig“ beigelegt.

Merkwürdig ist die Tatsache, dass Roborock den Qrevo Curv mit einem Putzmittel verkaufen möchte. Denn das müsste man nach Gusto in den Tank schütten und könnte es nicht ordentlich dosieren – der stylischen Station fehlt nämlich leider ein Tank dafür. Mit 20 Euro ist es ohnehin sehr teuer. Wer unbedingt ein Reinigungsmittel (nicht schäumend!) hinzugeben will, wird im Internet schon für die Hälfte des Preises fündig.

Ein weiterer wichtiger Teil des Roboters ist die App – hier bietet Roborock für alle Saugroboter die gleiche Software, allerdings unterscheiden sich die Möglichkeiten und Einstellungen teils enorm. Die Bedienung ist intuitiv und im Vergleich zum S7 ist es endlich möglich, dem Roboter eine Zimmerreihenfolge einzuspeichern, damit er zum Beispiel, unabhängig von Standort, mit dem Wohnzimmer beginnt.

Fazit: Roborock Qrevo Curv

Er saugt hervorragend, wischt beinahe makellos und erwischt die allermeisten Ecken. Mit keinem anderen Roborock ist es leichter, die Wohnung ohne eigenes Zutun so sauber zu halten. Der Roborock Qrevo Curv ist im Vergleich tatsächlich einer der wohl besten Saugroboter, zumal er an typischen Baustellen sinnvoll ansetzt und eigene Lösungen bietet. Insbesondere das Fahrwerk mit der großen Bodenfreiheit und die neue Hauptbürste haben sich im Test als durchweg praktisch erwiesen.

Die gezeigten Schwächen, speziell die fehleranfällige Hinderniserkennung, gehören aktuell leider noch mit dazu, könnten aber durch künftige Updates ausgebessert werden. Solange der Roborock Qrevo Curv freie Bahn hat, liefert er dafür wirklich tolle Ergebnisse bis in (fast) jede Ecke.

Ein paar Sachen werden aber bleiben: So fehlt der Station ein Tank für Reinigungsmittel, ebenso arbeitet sie bedauerlicherweise nicht beutellos. Auch sind das Zubehör und der Lieferumfang für den Preis doch unangemessen. Eine Handvoll Beutel, ein paar Ersatzbürsten und eine Flasche Reinigungsmittel hätten es schon sein dürfen. Auch Ersatzmopps gibt es keine. 

qrevo curv

Das ist deshalb etwas geizig, da der Roborock Qrevo Curv aktuell 1499 Euro kostet. Kurz nach seiner Vorstellung auf der IFA war er für 1199 Euro erhältlich, was tatsächlich ein recht gutes Angebot war. Der volle Preis ist jedoch ziemlich happig, weshalb Geduldigen das Warten auf das nächste Angebot wärmstes empfohlen sei. Dann aber bekommt man einen sehr guten Roboter für das Geld.

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