Höhere Zinsen bescherten vielen Banken 2023 trotz Konjunkturflaute hohe Gewinne. Bei Bayerns Volks- und Raiffeisenbanken laufen die Geschäfte auch heuer ganz passabel – doch die Baywa-Krise stört.
Der Genossenschaftsverband Bayern (GVB) beruhigt angesichts der Schuldenkrise der Baywa die Kunden der Volks- und Raiffeisenbanken: Sogar wenn die Beteiligung der Genossenschaftsbanken an dem Münchner Agrarhandelskonzern Verluste einbringen sollte, hätte das keinen Einfluss auf die Stabilität der bayerischen VR-Banken, sagte GVB-Präsident Stefan Müller.
Finanzielle Belastung bleibt unbekannt
Der Zusammenhang: Die große Mehrheit der 184 bayerischen VR-Banken ist über die Beteiligungsgesellschaft BRB Miteigentümer der Baywa. Die BRB ist mit 34 Prozent der Anteile größter Aktionär der Baywa. „Selbst wenn es Wertberichtigungsbedarf gäbe, könnten das jedenfalls die bayerischen Genossenschaftsbanken angesichts ihrer Solidität verkraften“, sagte Müller. Der frühere CSU-Politiker betonte gleichzeitig, dass es bisher keine Hinweise auf mögliche Verluste gebe. Wie hoch im Falle eines Falles der finanzielle Folgeschaden für die Genossenschaftsbanken ausfallen könnte, ließ der GVB unbeantwortet.
Eigentliches Bankgeschäft läuft passabel
Die aus der Genossenschaftsbewegung hervorgegangene Baywa leidet unter einem Schuldenberg von über fünf Milliarden Euro und steht vor einer mehrjährigen Sanierung. Die eigentlichen Geschäfte der VR-Banken liefen im ersten Halbjahr trotz der derzeitigen Wirtschaftsschwäche positiv, wie Müller und sein Vize Alexander Leißl betonten.
Obwohl viele Unternehmen derzeit wenig investieren, vergaben die VR-Banken im ersten Halbjahr mit 6,4 Milliarden Euro sogar etwas mehr Firmenkredite als in der ersten Jahreshälfte 2023. Das Neugeschäft mit Unternehmenskrediten belief sich auf 6,4 Milliarden Euro und lag damit leicht über dem Vorjahreswert von 6,3 Milliarden Euro. Eine etwas kräftigere Belebung gab es bei den privaten Immobilienkrediten, das Neugeschäft in diesem Bereich legte von 5,7 auf 6,2 Milliarden Euro zu. In beiden Bereichen lief das Kreditgeschäft jedoch nach wie vor sehr viel schwächer als noch 2022.
Dauerthema Bürokratie
Der seit wenigen Wochen an der Spitze des GVB stehende Müller forderte – wie schon seine Vorgänger – Entlastung von der Bürokratie und bessere Rahmenbedingungen für die Genossenschaftsbanken, um die Konjunktur wieder in Gang zu bringen. Der GVB präsentierte einen Katalog mit 36 Forderungen. Dieser beinhaltet unter anderem den Appell, den Wust an seitenlangen Aufklärungsschreiben und Warnhinweisen einzudampfen, den Banken vor Kreditvergabe und Wertpapiergeschäften ihren Kundinnen und Kunden überreichen müssen.