Erst der Bart, dann das Beinkleid: Bayerns Ministerpräsident kommt in neuem Outfit auf die Wiesn, kurz nach der Entscheidung über die K-Frage. Wie sehen es Trachtenkenner?
Trachtler und Trachtenkenner werten das neue Lederhosen-Outfit von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nach der Absage einer möglichen Kanzlerkandidatur als modebewusstes Bekenntnis zu Bayern – und speziell auch zu Oberbayern.
In Franken historisch nicht nachweisbar
„Historisch nachweisbar ist die kurze Lederhose in Franken nicht“, erläutert Alexander Wandinger, Trachtenfachberater des Bezirks Oberbayern, mit Blick auf die fränkische Herkunft des Ministerpräsidenten. „Aber wenn er die oberbayerische Gebirgstracht damit populär macht – warum denn nicht? Er ist ja auch sonst sehr fantasievoll – zum Beispiel in Veitshöchheim“, sagte Wandinger. „Ich habe den Eindruck, dass er schon Freude am Verkleiden hat. Die tieferen Beweggründe bleiben natürlich verborgen.“
Träger von Lederhose „Botschafter und Freund Bayerns“
Auch der Sprecher des Bayerischen Trachtenverbandes, Anton Hötzelsberger, sagt: „Wer Lederhosen trägt, ist ein Botschafter und Freund Bayerns. Da gibt es keine Aneignung.“ Es sei zumindest eine echte Lederhose und nicht das, was teils auf der Wiesn zu sehen sei.
Passt zu Barttracht
Laut Wandinger passt die Hose auch zum neuen Bartwuchs des Ministerpräsidenten. „Die Kombination, die er da hingelegt hat, ist schon in sich stimmig.“
Wenige Tage nach der Entscheidung über die K-Frage und der Ausrufung von Friedrich Merz als Kandidat der Union war Söder am Samstag erstmals in seiner Amtszeit in der Lederhose zur Oktoberfest-Eröffnung erschienen.
Der Franke trug eine grün bestickte Hirschlederne, wie sie traditionell im Alpenvorland üblich ist – und betonte: „Berlin oder die Wiesn – die Wiesn ist einfach besser.“
Die Lederhose in Berlin: Auch wenn es dort bayerische Trachtengruppen gibt, wäre das zumindest im Bundeskanzleramt ein echtes Novum. Wandinger: „Wenn er Kanzler würde – und dann auch die kurze Lederhose tragen würde: Das wäre eine Revolution in der Mode. Aber er will ja nicht mehr.“