Blackrock, Microsoft und der Staatsfonds von Abu Dhabi wollen zusammen in Rechenzentren investieren. Das könnte noch für Diskussionen am wichtigen Internetknoten Frankfurt sorgen.
Für einen Sommerempfang war das Wetter ziemlich grau und kühl, doch Blackrock-Deutschlandchef Dirk Schmitz war dennoch bester Laune. Beim kurzen Ausblick auf das Geschäft in der von ihm verantworteten DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) stellte er dieser Tage zwei Investitionsschwerpunkte heraus: Dekarbonisierung und Rechenzentren für Künstliche Intelligenz (KI).
In Frankfurt überraschte der zweite Schwerpunkt kaum, schließlich ist der Vermögensverwalter in diesem Sommer bei der Rechenzentren-Tochter Mainova WebHouse des regionalen Energieversorgers Mainova eingestiegen und hat eine knappe Mehrheit an der Gesellschaft erworben. Mainova wird von der Stadt Frankfurt kontrolliert.
Doch inzwischen ist klar, dass der Einstieg keine Nachricht für Frankfurter Lokalmedien war, sondern Rechenzentren strategische Bedeutung für den weltgrößten Vermögensverwalter haben. Er verkündete diese Woche eine Partnerschaft mit dem Ziel, einen 30 Mrd. Dollar schweren Infrastrukturfonds aufzulegen, der in Rechenzentren und Energieprojekte investieren soll, die notwendig sind, um Künstliche Intelligenz (KI) anzuwenden.
Partner von Blackrock sind nach dessen Angaben der Softewarekonzern Microsoft und MGX, eine auf Technologie ausgerichtete Investmenttochter von Mubadala Investments, dem Staatsfonds des ölreichen Golfemirats Abu Dhabi. Im Boot ist außerdem der KI-Chiphersteller Nvidia, der sein Fachwissen zur Verfügung stellen soll.
„Die Ankündigung dieser Partnerschaft ist ein erster Schritt zur Mobilisierung von privatem Kapital in großem Umfang, um diesen kritischen Infrastrukturbedarf zu decken. Wir freuen uns darauf, in naher Zukunft mehr über diese Initiative zu berichten“, teilte Blackrock auf Anfrage mit. Microsoft Deutschland und Mubadala ließen Anfragen von Capital zur Ausgestaltung des Fonds unbeantwortet.
Über die Nachricht hinaus wollte auch Blackrock keine Details zu dem geplanten Fonds nennen. Damit ist zunächst offen, wer wieviel Geld zur Verfügung stellt. Die Rede ist allerdings davon, dass mittels zusätzlicher Kreditaufnahme bis zu 100 Mrd. Dollar zusammen kommen sollen. Außerdem sollen die Investitionen vorrangig in den USA erfolgen, erst danach eventuell auch in Europa.
Weltgrößter Internetknoten
Und damit kommt Frankfurt ins Spiel, bzw. in die Diskussion. Hier befindet sich der nach Datendurchsatz weltgrößte Internetknoten. Zahlreiche Rechenzentren sind in der Mainmetropole beheimatet, insbesondere in den Stadtteilen Seckbach und Rödelheim. Die Beteiligung an der Mainova Webhouse ist von dem geplanten Fonds allerdings nicht betroffen, erklärte eine Blackrock-Sprecherin. „Der neue Fonds hat nichts mit der Mainova-Beteiligung zu tun, sie liegt in einem anderen Fonds.“ Um welchen es sich handelt, könne sie nicht sagen.
Bleibt also die Frage, ob der geplante KI-Fonds dann in Frankfurt in neue Rechenzentren investiert. Das könnte in Deutschland politische Diskussionen auslösen, würde sich der Staatsfonds des autoritär regierten Abu Dhabi doch an dem Internetknoten und damit an kritischer Infrastruktur beteiligen.
Schon im vergangenen Dezember hatte es Diskussionen über die Rolle des Emirats gegeben, als dieses als Käufer der Bahn-Logistiktochter Schenker im Gespräch war. Besorgnis hatte ausgelöst, dass Schenker Transportaufgaben für Nato und Bundeswehr ausführt. Schenker ging schließlich kürzlich an den dänischen Konkurrenten DSV.
Offen ist auch noch, wer eigentlich außer den von Blackrock benannten Partnern in den neuen KI-Fonds investieren soll, und ob dieser Privatanlegern in Deutschland überhaupt zugänglich sein wird. Typischerweise sind solche Vehikel zur langfristigen Anlage in Sachwerte oder Infrastruktur geschlossene Fonds, die von institutionellen Investoren wie Versicherern oder Pensionskassen gehalten werden.