Albanien plant nach Regierungsangaben die Einrichtung eines souveränen Kleinststaates für den muslimischen Sufi-Orden der Bektaschi auf seinem Territorium. „Unsere Inspiration ist es, die Umwandlung des Bektaschi-Weltzentrums in Tirana in einen souveränen Staat zu unterstützen, ein neues Zentrum der Mäßigung, der Toleranz und der friedlichen Koexistenz“, kündigte der albanische Ministerpräsident Edi Rama am Sonntag bei den Vereinten Nationen in New York an. Demnach soll künftig eine Vatikan-ähnliche Enklave als politische Heimat der Bektaschi dienen.
Die Bektaschi sind die viertgrößte religiöse Gemeinschaft in Albanien nach den sunnitischen Muslimen, den orthodoxen Christen und den Katholiken. Sie machen nach einer Schätzung des albanischen Zensus von 2023 zehn Prozent der muslimischen Bevölkerung des Landes aus.
Der Orden wurde im 13. Jahrhundert im Osmanischen Reich gegründet und gilt als toleranter, mystischer Zweig des Islams, der anderen Religionen und Philosophien offen gegenüber steht. Einige der wichtigsten Führungspersönlichkeiten der Bektaschi ließen sich in Albanien nieder, nachdem der Gründungsvater der modernen Türkei, Mustafa Kemal Atatürk, sie in der Türkei verbot.
Der Bektaschi-Orden in Tirana lobte die Entscheidung. „Die Souveränität des Bektaschi-Ordens ist ein wichtiger Schritt zur Stärkung der Werte der Inklusion, religiösen Harmonie und des Dialogs in einer zusehends gespaltenen Welt“, erklärte der Orden.
Die Staatsbürgerschaft des geplanten rund zehn Hektar großen Kleinststaates wird auf Mitglieder des Klerus sowie der staatlichen Verwaltung begrenzt sein. Die Regierung werde aus den Ordensspitzen gebildet, außerdem werde ein Rat die religiöse und administrative Funktionstüchtigkeit überwachen, hieß es.
Zum Zeitplan und der Art und Weise, wie der neue Kleinststaat ausgerufen wird, wurden bislang keine näheren Angaben gemacht