Der Mord an einem Anwalte führt die „Tatort“-Kommissare Tobler und Berg zu der Frage, wie gerecht das Justizsystem ist. Ein Teil der Antworten könnte die Zuschauer verunsichern.
Worum geht’s?
Ein junger Anwalt wird im Wald kaltblütig erschossen. Die Kanzlei seines Stiefvaters hat in der Vergangenheit ihre Mandanten mit bisweilen zwielichtigen Methoden vor einer Haftstrafe bewahrt. Die Kommissare Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hans-Jochen Wagner) vermuten, dass der Mord mit einem der skandalösen Freisprüche zu tun hat. Kanzleichef Rainer Benzinger (August Zirner) scheint kein Interesse zu haben, den Mord an seinem Stiefsohn aufzuklären – er zieht sich auf die anwaltliche Schweigepflicht zurück. Die Ermittler suchen das Motiv in alten Prozessen. Ging es da immer mit rechten Dingen zu?loebau-interview 16.28
Warum lohnt sich der „Tatort: Ad acta“?
Die Ermittlungsarbeit der Polizei ist unerlässlich, damit Straftäter vor Gericht gebracht und ihrer angemessenen Strafe zugeführt werden können. Doch was ist, wenn die Gerechtigkeit ausbleibt – weil findige Anwälte mit Tricks die rechtmäßige Verurteilung hintertreiben oder Richter skandalöse Urteile fällen? Dieser „Tatort“ stellt – zumindest in Ansätzen – grundsätzliche Fragen über den Rechtsstaat.
Was stört?
Manipulative Anwälte und verführbare Richter sind grundsätzlich guter Stoff für einen spannenden Krimi – sofern man sie mit einem klugen Plot verbindet. In dem „Tatort: Ad acta“ zeichnen die Macher (Buch: Bernd Lange, Regie: Rudi Gaul) allerdings ein plumpes Bild davon, wie leicht der Rechtsstaat auszuhebeln ist – und machen sich nicht einmal die Mühe, sich dafür eine raffinierte Handlung auszudenken. So entsteht der Eindruck einer vermeintlich morschen Justiz – der durch keine Belege, keine Recherchen gerechtfertigt ist.
Die Kommissare?
In der Dienststelle Freiburg ist eine Führungsposition ausgeschrieben. Werden sich Berg oder Tobler darauf bewerben? Diese ungeklärte Frage steht als Elefant im Raum zwischen den beiden Kommissaren. Im Hintergrund mischt auch noch Toblers Vater Bruno mit, der selbst früher bei der Polizei war und sich wünscht, dass seine Tochter Karriere macht – „wenn du mir schon kein Enkelkind schenkst“.
Ein- oder ausschalten?
Schon in Woche zwei nach der längsten „Tatort“-Pause aller Zeiten erwartet den Zuschauer eine Enttäuschung. Sie können den Fernseher getrost auslassen.
Franziska Tobler und Friedemann Berg ermittelten auch in diesen Fällen:
Die dünne Linie zwischen Wahn und WirklichkeitDas Drama einer Außenseiterin Tobler und Berg wühlen in der Vergangenheit„Buddenbrooks“ im Breisgau: Tobler, Berg und die Last des ErbensAngriff in den Weinbergen – dieser Krimi ist spannend bis zum Schluss