Dietmar Woidke ist zum dritten Mal als SPD-Spitzenkandidat in Brandenburg angetreten. Diese Landtagswahl war die für ihn wichtigste. Er hat hoch gepokert – und es sieht so aus, als gehe sein Plan auf.
Dietmar Woidke hat alles auf eine Karte gesetzt. „Wenn ich gegen die AfD verliere, bin ich weg“, war sein Credo. Sein größtes Ziel: zu verhindern, dass die Brandenburger Fahne „keine großen braunen Flecken kriegt“. Am Wahlabend konnte er sich freuen: Seine SPD hat mit über 30 Prozent ein starkes Ergebnis eingefahren – die Hochrechnungen sahen sie vor der AfD. „Wir haben eine Aufholjagd hingelegt, wie es sie in der Geschichte unseres Landes noch niemals gegeben hat“, sagte Woidke bei der SPD-Wahlparty in Potsdam.
Seit elf Jahren ist Woidke Ministerpräsident, seit 30 Jahren im Landtag. Er zählt zu den vier dienstältesten Ministerpräsidenten in Deutschland. Der 62-Jährige ist zum dritten Mal als Spitzenkandidat der SPD zur Landtagswahl angetreten.
Der Diplomagraringenieur arbeitete nach seinem Studium als Assistent an der Humboldt-Universität in Berlin und ging von 1990 bis 1992 zu einem Unternehmen nach Bayern. Es zog den Brandenburger aber wieder in die Heimat: 1994 wurde er Landtagsabgeordneter in Brandenburg und zehn Jahre später Umwelt- und Agrarminister. Nach der Landtagswahl 2009 wurde er SPD-Fraktionschef, im Jahr darauf Innenminister. 2013 übernahm er das Ministerpräsidenten-Zepter von Matthias Platzeck.
Sein bisher größter Coup: Tesla
Woidke war zuletzt der mit Abstand bekannteste Landespolitiker. Sein größter Coup: die Ansiedlung des Elektroautobauers Tesla in Grünheide, die 2019 nach der Landtagswahl verkündet wurde. Seine „schwerste politische Entscheidung“ war nach eigenen Worten die Absage der Kreisgebietsreform. Zu den traurigen Tagen zählt er die Ermordung von zwei Polizisten und den tragischen Tod von zwei Feuerwehrleuten – beides im Jahr 2017.
Woidke betont gern seine märkische Zurückhaltung, spricht aber mit Schmunzeln über ein „andalusisches Temperament“ der Brandenburger, das manchmal auch in ihnen schlummere. Vielleicht war das auch Vorbild bei dem Ziel, Brandenburg mit Tempo umzubauen: vom Kohle-Land zum Erneuerbare-Energien-Land. Beim Wirtschaftswachstum lag Brandenburg im vergangenen Jahr auf Platz zwei hinter Mecklenburg-Vorpommern.
Fan von Roland Kaiser und den Rolling Stones
Der verheiratete Vater einer Tochter gab im jüngsten Landtagswahlkampf so viel Privates preis wie nie. Der „Bunten“ verriet er, dass es mit seiner Frau Susanne bei einem Roland-Kaiser-Konzert gefunkt hat. In seinem Wahlkampf-Magazin waren Fotos von ihm als Kind auf dem Bauernhof und als junger Mann mit langen Haaren. Woidke ist Fan der Rolling Stones, von Bruce Springsteen und von Lou Reed. Stolz ist er auf seinen Enkel. Und dann ist da noch Dackel Justus von Lindenberg – „der einzige Adlige in der Familie“, wie Woidke sagt.
Der gebürtige Lausitzer wurde auf einem Hof in einem Dorf im Süden Brandenburgs groß. „Mit zehn Kühen, zehn bis 15 Schweinchen, Enten, Gänsen, 50 bis 60 Hühnern“, verriet er beim Deutschen Bauerntag in diesem Jahr. Der Landwirtschaft ist er seitdem eng verbunden. Vor den Bauern gab er ein leicht abgewandeltes Zitat des preußischen Königs Friedrich II. – genannt Alter Fritz – zum Besten: „Die Landwirtschaft ist die erste aller Künste, ohne sie gäbe es keine Dichter, Philosophen, Ministerpräsidenten und Bundeslandwirtschaftsminister.“