Bei den Plätzen und den Teilnehmenden des Freiwilligendiensts scheint es zahlenmäßig keine großen Einschnitte zu geben. Doch der Blick auf die Haushaltsdiskussionen im Bund beunruhigt.
Bei den Jugendfreiwilligendiensten in Thüringen zeichnet sich in diesem Jahr bislang kein größerer Einbruch ab. Die Zahl der zur Verfügung stehenden geförderten Plätze durch Land und Träger sei mit 680 im Freiwilligen Sozialen Jahr stabil gehalten worden, teilte das Bildungsministerium mit. Auch die Anzahl der jungen Menschen, die einen Freiwilligendienst etwa in einer Kita, einem Pflegeheim oder einem Krankenhaus absolvierten, sei nach ersten Rückmeldungen der Träger in etwa gleich hoch geblieben.
Genaue Zahlen könnten aber noch nicht genannt werden. Schwankungen sind laut Ministerium möglich, da sich erfahrungsgemäß manche Teilnehmenden noch kurzfristig umentscheiden. Der offizielle Start für das neue Freiwilligenjahr war am 1. September.
Im vergangenen Jahr hatten Sozialverbände größere Einschnitte in den Freiwilligendiensten befürchtet, da der Bund weniger Geld dafür zur Verfügung stellte. Allerdings wurde über EU-Mittel Ausgleich geschaffen. Für das kommende Jahr werden bei den aktuellen Verhandlungen zum Bundeshaushalt jedoch bereits weitere Kürzungen für die Freiwilligendienste diskutiert. Thüringen hält dagegen und fordert laut Bildungsministerium weiterhin eine starke Bundes-Beteiligung an der Finanzierung der Jugendfreiwilligendienste.
Rekord beim DRK
Der Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) verbuchte eigenen Angaben zufolge sogar ein deutliches Plus an Engagierten im Freiwilligen Sozialen Jahr und Bundesfreiwilligendienst. „Mit 150 Freiwilligen starten wir mit einer Rekordzahl ins neue Freiwilligenjahr, wie wir sie in den vergangenen 20 Jahren beim DRK-Thüringen nicht erreicht haben“, sagte Annett Dorniok, Teamleiterin für die Freiwilligendienste beim DRK Thüringen. Eine sichere Erklärung für die Entwicklung hat Dorniok nicht. Eine Vermutung sei, dass die Diskussion über Mittelkürzungen im Bund im vergangenen Jahr und Demonstrationen dagegen das Angebot wieder bekannter gemacht hätten, so Dorniok.
Dorniok betonte, dass neben den Förderungen vom Bund und über EU-Mittel vom Land die jeweiligen Einsatzstellen auch selbst einen Teil der Kosten für die Freiwilligendienstplätze übernehmen. Sie ärgert an der Diskussion über die Finanzierung der Plätze aber noch etwas ganz anderes: „Die Wertschätzung für die jungen Menschen, die es schaffen, länger als sechs Monate dabei zu sein und sich für die Gesellschaft engagieren, die kommt zu kurz.“
Alle 60 Freiwilligendienst-Plätze des Landesjugendrings seien voraussichtlich ab Oktober besetzt, hieß es aus der dortigen Projektstelle. Auch dort sei eine größere Nachfrage vorhanden.
„FSJler“ und „Bufdis“
Das FSJ und etwa das Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) sind in Thüringen Teil des sogenannten Thüringen Jahrs. Der sogenannte Bundesfreiwilligendienst gilt zwar auch als Freiwilligendienst, gehört aber nicht zum Thüringen Jahr. Verwaltet wird der Bundesfreiwilligendienst vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben. FSJ und FÖJ richten sich vor allem an junge Erwachsene im Alter von 16 bis 26 Jahren, beim Bundesfreiwilligendienst gibt es keine Altersbegrenzung.
Zuletzt waren auch die Zahlen bei den Bundesfreiwilligen in Thüringen stabil: Im August listete das zuständige Bundesamt 1.244 „Bufdis“ auf, ein Jahr davor waren es 1.164 und im August 2022 waren es 1.225 gewesen.